Rekrutierungs-Guide
10 Tipps zum Aufbau einer ansprechenden Unternehmenskultur
Unternehmenskultur ist eine sehr starke Sache. Sie ist sowohl geschrieben als auch ungeschrieben und oft schwer zu verstehen, wenn man nicht in ihr aufgewachsen ist. Wenn Sie sich jedoch in einer Kultur zu Hause fühlen, können das auch Ihre Mitarbeitenden, was wiederum das Engagement und die Flexibilität erhöht. Da die Unternehmenskultur sowohl von schriftlich festgehaltenen Werten und Protokollen als auch von der Art und Weise beeinflusst wird, wie die Mitarbeitenden diese schriftlich festgehaltenen Grenzen interpretieren und sich innerhalb dieser Grenzen verhalten, ist die Kultur eines jeden Unternehmens anders. Im Folgenden finden Sie dennoch einige grundlegende Tipps, wie Sie eine ansprechende Unternehmenskultur schaffen können.
1. Definieren Sie Ihre Werte
Klare Werte, auf denen Ihr Unternehmen aufbaut, sind gut für Ihr Employer Branding und helfen auch Ihren Mitarbeitenden, klare Richtlinien zu haben. Vor allem in Unternehmen, die nach weniger Hierarchie streben, können diese Werte als Entscheidungsgrundlage dienen. Denken Sie immer daran, dass Werte für jede und jeden eine andere Bedeutung haben können. Organisieren Sie deshalb Workshops und geben Sie Beispiele, damit Ihre Mitarbeitenden verstehen, was Sie mit diesen Werten meinen.
2. Stellen Sie Ihrer Kultur entsprechend ein
Bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden gilt die Regel, keine „Mini-Ichs“ einzustellen, also Menschen, die genauso handeln und denken wie man selbst. Es hat sich gezeigt, dass vielfältige Teams ein viel grösseres Potenzial für grossartige Ergebnisse haben als homogene Teams. Trotzdem bedeutet das nicht, dass Sie Leute einstellen sollten, die völlig andere Werte haben als das Unternehmen. Finden Sie daher Wege, wie die Werte des Unternehmens mit denen der Mitarbeitenden in Einklang gebracht werden können.
Ein Beispiel könnte sein, dass einer der Unternehmenswerte darin besteht, unternehmerisches Denken zu haben. Auch wenn Sie aus einer Unternehmerfamilie kommen, kann es genauso gut sein, dass jemand mit staatlichem Hintergrund den Unternehmergeist hat, dann können Sie diese Person trotzdem einstellen. Aber beschäftigen Sie niemanden, der Risikobereitschaft und Erkundung überhaupt nicht schätzt. Um herauszufinden, ob jemand die Unternehmenswerte hat, können Sie versuchen, diese in einem Case Interview zu testen oder nach Beispielen für unternehmerisches Handeln und dem entsprechenden Vorgehen zu fragen.
3. Geben Sie den Mitarbeitenden Freiraum für eigene Kulturen und Bedürfnisse
Auch wenn Sie Mitarbeitende einstellen, die Ihren Werten entsprechen, geben Sie ihnen auch die Möglichkeit, ihre eigene Kultur zum Ausdruck zu bringen. Da wir alle aus mehreren Kulturen bestehen – zum Beispiel aus unserem Land, unserer Religion, unserer Familie, den Unternehmen, für die wir gearbeitet haben – bringen wir viel mehr mit. Nutzen Sie diese unterschiedlichen Sichtweisen in Ihrem Unternehmen und geben Sie Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, innerhalb der Wertgrenzen kreativ zu sein. Denken Sie daran, dass Werte für Ihre Mitarbeitenden, aber auch für Ihre Kundinnen und Kunden unterschiedliche Dinge bedeuten können. Sie brauchen alle etwas Anderes, um diesen Werten auch gerecht zu werden. Es könnte sein, dass der Wert Qualität für eine Person von zu Hause aus erreicht werden kann, während andere Mitarbeitende dafür von Kolleginnen und Kollegen umgeben sein müssen. Oder der Wert Nachhaltigkeit hat für jemanden in Ihrer Reiseabteilung eine andere Bedeutung als für jemanden in der Produktionsabteilung. All diese Werte und Bedürfnisse wachsen und entwickeln sich mit der Zeit und Sie brauchen die Kreativität und Inspiration Ihrer Mitarbeitenden, um mit den sich ständig ändernden äusseren Einflüssen mithalten zu können.
4. Unternehmensziele transparent machen + Onboarding + Erwartungshaltung
Jedes Unternehmen hat eine Mission und eine Vision. Sorgen Sie dafür, dass diese Botschaften für alle Mitarbeitenden verständlich sind. Beginnen Sie damit, diese während des Onboarding Prozesses zu erklären und wiederholen Sie sie bei Unternehmensveranstaltungen und in Regeln und Leitfäden. Diese Botschaften sollten inspirierend sein, nicht nur als Ziel, sondern auch als Grund für die Leute, für dieses Unternehmen zu arbeiten. Stützen Sie sich daher nicht nur auf die Geldmenge, die das Unternehmen erwirtschaften will, sondern beziehen Sie auch die positiven Auswirkungen ein, die Sie auf die Welt, die Umwelt oder die Forschung haben wollen.
5. Zeigen Sie die Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis
Wenn die Mission, die Vision und die Werte klar sind, verstehen die Mitarbeitenden schon besser, warum das Unternehmen macht, was es macht. Um jedoch noch mehr in die Tiefe zu gehen, können Sie ihren direkten oder indirekten Einfluss auf die Geschäftsergebnisse erklären. Wenn Sie beispielsweise für ein Produktionsunternehmen arbeiten, fragen sich die Personalverantwortlichen vielleicht, welchen Einfluss sie auf die Klimaneutralität des Unternehmens haben.
Sie können ihnen erklären, dass das Einstellen und die Bindung der besten Leute das Wissen im Unternehmen erhöht, was die Produkte verbessert und den Abfall reduziert und somit die Anzahl der Reisen für Schulungen von Mitarbeitenden und Herstellern verringert. Wissen Ihre Mitarbeitenden über diese direkte Auswirkung Bescheid, werden sie ihre Verantwortung im gesamten Unternehmensprozess verstehen, was sie motiviert und dazu bringt, weniger nachzulassen.
6. Mit gutem Beispiel vorangehen
Die Beeinflussung von Personen erfolgt oft durch Vorbildwirkung. Stellen Sie sich vor, Sie als Manager/in sagen Ihren Mitarbeitenden, dass sie keine E-Mails beantworten sollen, wenn sie Urlaub haben. Aber wenn Sie als Manager/in Urlaub haben, beantworten Sie trotzdem dauernd E-Mails und sind auf der Chat-Plattform Ihres Unternehmens online. Welche Botschaft senden Sie dann? Nicht die, die Sie kommuniziert haben, sondern die, die aus Ihrem Verhalten hervorgeht. Sie sollten also ausgehend von den Werten, der Mission und der Vision des Unternehmens Ihr Verhalten anpassen.
7. Innovation von unten nach oben schaffen
Mitarbeitende auf allen Ebenen des Unternehmens haben Ideen, um ihre Arbeit und das Unternehmen als Ganzes zu verbessern. Dennoch kommen die Innovationen oft vorwiegend vom oberen Management. Wobei die Mitarbeitenden aus den verschiedenen Abteilungen den Kundinnen und Kunden sowie den Prozessen vielleicht sogar näher sind. Damit die Leute motiviert bleiben, sollten Sie eine Kultur schaffen, die diese Mitarbeitenden dazu inspiriert, ihre Ideen einzubringen. Stellen Sie sich vor, was für einen Schub an Engagement es geben wird, wenn ihre Ideen ernst genommen werden und ihre tägliche Arbeit verbessern und zudem die Effizienz gesteigert und dadurch die Kosten gesenkt werden.
8. Feedback Loops von unten nach oben schaffen
Vernetzte Innovation ist Feedback. Und dieses Feedback sollte nicht nur von oben nach unten, sondern natürlich auch von unten nach oben erfolgen. Das Feedback ist aber nicht nur für Innovations- und Verbesserungsprozesse gedacht, man kann auch Kolleginnen und Kollegen damit verbessern. Die meisten Menschen fühlen sich motivierter, wenn sie ein Gefühl des Vertrauens und des Respekts haben, verbunden mit dem Gefühl, gesehen und gehört zu werden. Wenn man sich ein Feedback anhört, auch oder gerade wenn es von jemandem kommt, der eine niedrigere Position innehat, steigert man das Vertrauen. Die Mitarbeitenden fühlen sich einbezogen und gehört, was ihr Engagement erhöht. Auch wenn Sie etwas für sie machen oder ändern, ist es sehr wahrscheinlich und natürlich, dass sie das Bedürfnis haben, sich zu revanchieren.
9. Mitarbeitende auf allen Ebenen anerkennen
Eine ansprechende Kultur ist auf allen Ebenen wichtig. Eine engagierte Führungskraft ist wichtig, da sich ihre Energie weit verbreiten kann, aber es ist auch viel lohnenswerter, motivierte Mitarbeitende zu führen. Die richtigen Personen für ihre Arbeit zu belohnen und anzuerkennen, ist eines der besten Mittel, um das Engagement zu steigern. Viele haben die Erfahrung gemacht, dass sie hart für etwas gearbeitet haben und jemand anderes die Anerkennung dafür bekommen hat. Nichts kann jemanden mehr demotivieren. Sie können ohne Weiteres die Praktikantin oder den Praktikanten nennen und sich vor Ihren Kolleginnen und Kollegen bei ihr oder ihm für die harte Arbeit bedanken. Sie werden überrascht sein, wie viel Einfluss ein „Danke“ und ein „gut gemacht“ auf viele Menschen haben. Und denken Sie auch daran, wie gut sie bei ihren Freunden und Familien über Sie reden werden.
10. Trauen Sie sich, zu wachsen und Teammitglieder loszulassen
Jede Führungskraft möchte ihre besten Mitarbeitenden behalten. Und wie schwer ist es, jemanden zu entlassen, der zehn Jahre lang für das Unternehmen gearbeitet hat, aber einfach nicht mehr den Anforderungen entspricht? Zu wissen, wen man fördern und zur Weiterentwicklung antreiben muss, ist eine Kunst. Schauen Sie sich Ihr Team an und suchen Sie das Potenzial in Ihren Mitarbeitenden. Fördern Sie sie und inspirieren Sie sie, so bleiben sie für eine Zeit lang motiviert.
Doch auch die besten Teammitglieder wollen vielleicht nach zwei bis vier Jahren den Job wechseln. Sie müssen sich weiterentwickeln und sich woanders profilieren. Trauen Sie sich, sie gehen zu lassen und unterstützen Sie sie sogar dabei, sich hohe Ziele zu stecken. Denn ein Bleiben würde erstens ihren Ehrgeiz bremsen und sie nicht auf ihrem Leistungsniveau halten, und zweitens werden andere im Team inspiriert, sich weiterzuentwickeln und sich zu beweisen.
Eine andere Möglichkeit des Loslassens besteht darin, Mitarbeitende in andere Teams zu versetzen. Wenn sie für das Unternehmen schädlich sind, könnte es für das Team und für sie selbst besser sein, sie gehen zu lassen. Sie sind diejenigen, die keine Leistung (mehr) bringen. Sie haben oft nicht nur einen negativen Einfluss auf ihre eigenen Verantwortlichkeiten und Aufgaben, sondern beeinträchtigen auch die Stimmung im restlichen Team. Wie es in dem Buch Keine Regeln von Reed Hastings und Erin Meyer heisst, ist ein Unternehmen keine Familie, sondern ein Team, das Spitzenleistungen erbringen will.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sie, wie in allen zehn Tipps beschrieben, eine Menge Richtlinien und Prozedere aufschreiben und viele zusätzliche Leistungen anbieten können, aber letztendlich geht es bei Engagement und Kultur um die Menschen, die den Werten, der Mission und der Vision des Unternehmens eine Bedeutung geben. Beziehen Sie Ihre Mitarbeitenden ein, loben Sie sie und geben Sie ihnen Feedback, ermutigen Sie sie und lassen Sie sie rechtzeitig gehen. Schauen Sie sich die Kultur an, die Sie schaffen und erhalten möchten, und entwickeln und pflegen Sie diese gemeinsam mit Ihren Mitarbeitenden.