Die neuesten Ergebnisse der JobCloud Recruiting-Studie 2024, durchgeführt mit YouGov (ehemals Link Institut), bestätigen das, was viele HR-Profis schon lange spüren: Die Personalsuche ist so schwierig wie nie. Besonders der Fachkräftemangel setzt Unternehmen in der Schweiz unter Druck. Doch warum ist das so – und was können Unternehmen dagegen tun?
Fachkräfte? Fehlanzeige!
43% der befragten Unternehmen sagen klar: Fachkräfte sind in der Schweiz nicht mehr zu finden. Und es wird noch brisanter – denn auch der Blick ins Ausland bringt kaum mehr Entlastung: 35% geben an, dass es auch international immer schwieriger wird, passende Spezialist:innen zu rekrutieren.
Das bedeutet: Unternehmen müssen heute unglaublich kreativ, schnell und überzeugend sein und langfristig in Nachwuchs-Kräfte investieren.
Warum fehlen Fachkräfte? Die Hauptgründe im Überblick
Der Fachkräftemangel ist kein neues Phänomen – aber er hat sich in den letzten Jahren drastisch verschärft. Die Hauptfaktoren sind:
1) Demografischer Wandel
Die Babyboomer gehen in Rente, aber die nachfolgenden Generationen können den Bedarf nicht decken. Besonders in technischen und handwerklichen Berufen fehlen die Talente.
2) Höhere Ansprüche der Kandidat:innen
Der „War for Talent“ hat die Rollenverteilung teilweise umgedreht: Nicht mehr nur die Bewerber:innen müssen sich verkaufen, sondern auch die Unternehmen. Flexible Arbeitsmodelle, Sinnhaftigkeit und Work-Life-Balance stehen heute hoch im Kurs – ein hohes Gehalt alleine macht’s nicht aus.
3) Unrealistische Gehaltsvorstellungen
Die Inflation und steigende Lebenshaltungskosten treiben die Gehaltsforderungen vieler Bewerber:innen in die Höhe – teilweise weit über das, was Unternehmen zahlen können oder wollen, das sagen 41% der befragten Unternehmen.
4. Zu wenig spezialisierte Bewerbungen
Die erhaltenen Bewerbungen sind teilweise zu generalistisch und passen zu wenig gut auf die ausgeschriebene Rolle. So erleben es immerhin 39% der befragten Unternehmen.
5. Nachlassendes Engagement bei Bewerbungen
Copy-Paste-Anschreiben, fehlerhafte Lebensläufe, unvollständige Unterlagen: Viele HR-Abteilungen erleben, dass sich Kandidat:innen weniger Mühe mit Bewerbungen geben als früher (38%).
Was können Unternehmen tun?
Die Herausforderungen sind gross, aber es gibt Lösungen. Unternehmen müssen sich anpassen und aktiv werden. Das sind mögliche Ansätze:
Gezielte Talentförderung
Unternehmen sollten stärker in die Ausbildung und Weiterbildung investieren – sei es durch eigene Programme, Kooperationen mit Hochschulen oder gezielte Upskilling-Massnahmen für bestehende Mitarbeitende.
Employer Branding stärken
Ein starkes Arbeitgeberimage ist Gold wert. Authentische Einblicke in die Unternehmenskultur, transparente Kommunikation und eine gute Bewerbererfahrung helfen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.
Recruiting-Strategien überdenken
Direktansprache via Active Sourcing und Mitarbeitende als Botschafter:innen einsetzen.
Flexibilität bieten
Hybrides Arbeiten, flexible Arbeitszeiten und attraktive Benefits können entscheidend sein. Unternehmen, die an starren Strukturen festhalten, werden es schwer haben, Talente zu überzeugen.
Fazit: Recruiting braucht ein Umdenken
Der Fachkräftemangel ist kein vorübergehendes Problem – er wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Unternehmen, die jetzt neue Wege gehen, werden langfristig im Vorteil sein.
Erfolgreiches Recruiting bedeutet: Aktiv auf Talente zugehen, Mitarbeitende entwickeln und ausbilden, flexible Modelle bieten und eine starke Arbeitgebermarke aufbauen.
Über die Studie
Die Studie wurde mit dem Marktforschungs-Institut YouGov im August/September 2024 durchgeführt. 942 Personen aus dem HR wurden in der deutschen und französischen Schweiz zu Rekrutierungsthemen befragt.