Auf dem Arbeitsmarkt hat sie die Babyboomer überholt und ist nun für Arbeitgeber von grosser Bedeutung. Wodurch zeichnet sie sich aus und wie wird sie die Arbeitswelt verändern? Unser heutiger Experte ist ein echter Gen-Z-Kenner und gibt Ihnen wertvolle Tipps mit auf den Weg.
Unser Experte: Fabio Blasi ist Leiter Sourcing & Employer Branding für die KSA-Gruppe im Kanton Aargau. Seit 2011 widmet er sich verschiedenen Fach-, Projekt- und Führungsfunktionen im HR im Schweizer Gesundheitswesen und spezialisierte sich dabei insbesondere auf Personalgewinnung und Employer Branding. Nebenberuflich ist Blasi als Dozent an der Zürcher und Berner Fachhochschule tätig, moderiert Recruiting Conventions, Podcasts und überzeugt als Keynote-Speaker. Seit 2021 setzt er sich intensiv mit den Generationen Z und Alpha sowie mit intergenerativen Formen der Zusammenarbeit in Unternehmen auseinander.
Die Generation Z verstehen: Merkmale, Werte und Erwartungen in der modernen Gesellschaft
Die Generation Z, bestehend aus denjenigen, die zwischen 1995 und etwa 2010 geboren wurden, ist nun sukzessive in die Arbeitswelt eingetreten. Dieser Übergang erfordert von Arbeitgebern eine Anpassung an die neuen Bedürfnisse und Denkweisen dieser Generation.
Im Leben der Gen Z war das Internet von Anfang an präsent, und Technologien, die für ältere Generationen als bahnbrechend galten, sind für sie völlig selbstverständlich, weshalb sie oft als «Digital Natives» bezeichnet werden.
Im Kern strebt die Generation Z nach Anerkennung und Selbstverwirklichung sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Bereich. Sie zeichnet sich durch ein starkes Selbstbewusstsein aus und hegt den Wunsch, die Gesellschaft und die Umwelt aktiv zu gestalten.
Die wichtigsten Werte, die die Generation Z leiten, umfassen Gesundheit, Freiheit, Individualität, Freundschaft, Familie, Gerechtigkeit, Diversität und Multikulturalität. Diese Werte beeinflussen nicht zuletzt ihre Einstellung zur Arbeit und ihrem Engagement im Berufsleben.
Gen Z sieht sich allerdings auch mit vielen Vorurteilen konfrontiert, welche besagen, dass sie weniger arbeitswillig sei und Schwierigkeiten habe, sich auf langfristige oder anspruchsvolle Projekte zu konzentrieren. Häufig wird zudem angenommen, dass die Erwartungen an die Arbeitgeber zu hoch und anspruchsvoll in Bezug auf Benefits und Arbeitsbedingungen sind.
Ein weiteres gängiges Vorurteil ist, dass die Generation Z Schwierigkeiten hat, Arbeitszeitpläne einzuhalten und pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Dies wird häufig auf ihre Flexibilität und Unabhängigkeit zurückgeführt.
„Diese Generation wird beurteilt, kommentiert und verurteilt, wie keine Generation zuvor“, erklärt Fabio Blasi.
Verschiedene Generationen auf dem Arbeitsmarkt: Ein Blick auf die Prägungen und Präferenzen
Die Vielfalt der Generationen auf dem Arbeitsmarkt ist eine faszinierende Facette der heutigen Berufswelt. Jede Generation bringt ihre eigenen Erfahrungen, Werte und Präferenzen mit. Von den Babyboomern bis zur Gen Z unterscheiden sich die Arbeitsansichten und Herangehensweisen erheblich.
Die goldenen Jahre der Babyboomer: Eine Zeit des Wandels und der Loyalität
Die Babyboomer, geboren zwischen 1946 und 1964, erlebten eine Jugend voller wirtschaftlicher Prosperität und sozialer Umbrüche. In dieser Ära der Arbeitswelt zeichneten sie sich durch ihre aussergewöhnliche Treue gegenüber ihren Arbeitgebern aus.
Ein lebenslanger Job galt für viele von ihnen als universell und erstrebenswert – sie schätzten die Stabilität und Sicherheit. Diese Generation bevorzugte persönliche Kommunikation und hegte einen starken Sinn für Hierarchie und klare Organisationsstrukturen in Unternehmen.
Generation X: Die Meister der Anpassung
Die Generation X (Geburtsjahre 1965-1980) war die erste, die den Übergang von der analogen zur digitalen Welt zu spüren bekam. Somit zeichnet sich Gen X vor allem durch ihre Fähigkeit zur Anpassung aus. Sie erkannte darüber hinaus die Bedeutung von Networking und schlug die Brücke zwischen den verschiedenen Generationen.
Millennials: Kreativität und Sinnhaftigkeit im Beruf
Die Millennials oder Gen Y, geboren zwischen 1981 und 1996, sind in einer Welt aufgewachsen, die von Technologie geprägt ist. Sie sind bekannt für ihre Kreativität, Offenheit für Vielfalt und ihren Drang nach sinnvoller Arbeit.
Flache Organisationsstrukturen, Feedback und Entwicklungsmöglichkeiten sind für sie von grosser Bedeutung. Millennials gelten ausserdem als Vorreiter:innen in der Nutzung von Technologie zur Steigerung der Effizienz und zur Arbeit im Homeoffice.
Die Gen Z: Digital Natives mit Selbstbewusstsein und Vielfalt im Fokus
Die Gen Z ist von Kindheit an mit Smartphones, sozialen Medien und instantaner Kommunikation aufgewachsen. Sie gilt als pragmatisch und selbstbewusst und bevorzugt digitale Kommunikation. Technikaffinität ist bei ihnen eine Selbstverständlichkeit. Gen Z setzt auf Vielfalt und ist darauf bedacht, für Unternehmen zu arbeiten, die ihre Werte teilen.
Laut Fabio Blasi weiss die Generation Z um ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt. Das macht sie tendenziell selbstbewusster als die Generationen zuvor; zugleich zeigt sie sich aber auch weniger verbindlich.
Berücksichtigung der Bedürfnisse der Generation Z im Personalmarketing: Neue Anforderungen, Werte und Motivation
In Zeiten, in denen Digital Natives die Arbeitswelt betreten, werden auch völlig neue Anforderungen an das Personalmarketing gestellt. Die Generation Z bringt einzigartige Fähigkeiten mit, darunter die souveräne Handhabung modernster Technologien, die Fähigkeit zur raschen Informationsbeschaffung über das Internet und eine bemerkenswerte Flexibilität. Es ist daher unerlässlich, die spezifischen Bedürfnisse dieser Generation bei der Gestaltung von Personalmarketingstrategien zu berücksichtigen.
Im Gegensatz zu früheren Generationen legt die Generation Z weniger Wert auf das Gehalt und den damit verbundenen Status in ihrem Beruf. Für sie stehen Selbstverwirklichung, Freude an ihrer Tätigkeit, ein angenehmes Arbeitsklima und ein passendes Arbeitsumfeld im Mittelpunkt ihrer beruflichen Vorstellungen.
Dennoch: Aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage und des gegenwärtigen Inflationsschubs fordern Schweizer Angestelltenverbände für 2024 deutliche Lohnerhöhungen. Und hier lässt sich insbesondere die Gen Z nicht den Mund verbieten.
Junge Menschen streben nach Unabhängigkeit. Sie gehen neugierig und aufgeschlossen auf ihr Arbeitsleben zu und nutzen dabei alle verfügbaren technischen Möglichkeiten. Sie verfolgen eine ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Freizeit, ohne dabei ihre Leistungsbereitschaft zu vernachlässigen. Trotzdem müssen sie auf eine andere Art und Weise motiviert werden als ihre Vorgängergenerationen.
Die Gen Z legt grossen Wert auf attraktive Benefits. Da sie familienorientiert ist, sind Themen wie Elternzeit und Teilzeit-Modelle von besonderer Bedeutung. Flexibilität im Arbeitsalltag ist ein weiterer entscheidender Faktor. Viele Mitglieder dieser Generation wünschen sich die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Eine moderne technische Ausstattung am Arbeitsplatz ist ebenfalls von grosser Relevanz.
Um wirkungsvolles Personalmarketing für die Generation Z zu betreiben, ist es daher unerlässlich, diese einzigartigen Bedürfnisse, Werte und Motivationsfaktoren zu verstehen und in den Mittelpunkt der Recruiting-Strategien zu stellen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Unternehmen die besten Talente dieser Generation für sich gewinnen und langfristig binden können.
Erfolgreiches Recruiting für die Generation Z: Nutzung von digitalen Plattformen und visuellem Content
Die Generation Z ist in einer digital geprägten Welt aufgewachsen und nutzt aktiv diverse Kanäle wie Instagram, Snapchat, oder TikTok. Um Ihre Arbeitgebermarke zu stärken, Stellenangebote zu verbreiten und mit potenziellen Kandidat:innen in Kontakt zu treten, ist es entscheidend, auf diesen Plattformen präsent zu sein.
Ein Schlüssel zur Anziehung von Gen-Z-Talenten ist die Bereitstellung von visuellem Content. Erstellen Sie informative Videos über Ihr Unternehmen, führen Sie Interviews mit Mitarbeiter:innen und gewähren Sie Einblicke in den Arbeitsalltag.
Neben den sozialen Medien sind Messaging-Apps wie WhatsApp äusserst nützliche Werkzeuge. Sie ermöglichen direkte Interaktion mit Bewerber:innen und bieten eine schnelle Möglichkeit, Fragen zu beantworten und Informationen auszutauschen.
Für ein erfolgreiches Recruiting der Gen Z, ist es entscheidend, sich intensiv mit dieser Zielgruppe auseinanderzusetzen und ein tiefes Verständnis für ihre charakteristischen Merkmale und Werte zu entwickeln.
„Das Ziel ist intergeneratives Employer Branding; wir werden in Zukunft bis zu 5 Generationengruppen im Unternehmen haben, die zusammenarbeiten werden“, betont Fabio Blasis.
Er spricht sich für inkludierende Arbeitgeberattraktivität aus, denn die Generationenfrage sei keine, die sich in Silos beantworten ließe.