Feedback ist weit mehr als ein Instrument zur Leistungsbeurteilung. Es ist ein Indikator dafür, wie viel Vertrauen, Offenheit und Respekt in einer Organisation tatsächlich gelebt werden. Kurz gesagt: Feedbackkultur ist Unternehmenskultur – nur in Aktion. Für HR- und Recruitingverantwortliche bedeutet das eine zentrale Aufgabe: den Rahmen zu schaffen, in dem ehrliches, konstruktives und wertschätzendes Feedback möglich ist – in alle Richtungen.
Feedback ist Beziehungssache
Ob Feedback als Chance oder Risiko empfunden wird, hängt massgeblich davon ab, wie sicher sich Mitarbeitende in ihrer Arbeitsumgebung fühlen. In Unternehmen mit einer gesunden Kultur ist Feedback kein potenzieller Angriff, sondern ein Angebot zur Weiterentwicklung. Diese Sicherheit entsteht nicht durch Tools, sondern durch gelebte Werte – insbesondere Vertrauen, Respekt und Augenhöhe.
Feedback darf keine Einbahnstrasse sein
In vielen Organisationen funktioniert Feedback vor allem top-down. Führungskräfte bewerten Mitarbeitende – selten umgekehrt. Eine reife Kultur erkennt jedoch an, dass Feedback auch bottom-up oder peer-to-peer wichtig ist. Nur wenn auch Führungskräfte bereit sind, Feedback anzunehmen und ernst zu nehmen, entsteht eine echte Lernkultur. HR kann hier Vorbild sein, indem es Formate etabliert, in denen Feedback auf allen Ebenen möglich wird – anonym oder offen, regelmässig oder situativ.
Feedback braucht Struktur – aber keine Bürokratie
Feedbackprozesse sollten klar, transparent und niederschwellig sein. Es braucht keine seitenlangen Fragebögen oder komplizierte Tools. Viel wirksamer sind regelmässige, kurze Check-ins, Retrospektiven im Team oder gezielte Feedbackrunden nach Projekten. Wichtig ist: Feedback muss zur Gewohnheit werden, nicht zum Ausnahmefall.
Training und Erwartungsmanagement gehören dazu
Feedback zu geben und anzunehmen will gelernt sein. HR kann mit Trainings, Leitfäden und Workshops einen wertvollen Beitrag leisten – besonders für Führungskräfte. Gleichzeitig sollten klare Erwartungen kommuniziert werden: Wie wird bei uns Feedback verstanden? Welche Haltung erwarten wir voneinander? Was ist konstruktiv – und was nicht?
Feedback wirkt – wenn es auch zu Veränderung führt
Feedback ohne sichtbare Konsequenzen ist wertlos. Wenn Mitarbeitende wiederholt Rückmeldungen geben, aber keine Veränderung spüren, sinkt das Vertrauen – und das Engagement gleich mit. Deshalb sollten HR und Führungskräfte gemeinsam sicherstellen, dass Feedback nicht nur gesammelt, sondern auch ernst genommen und reflektiert wird.
Eine funktionierende Feedbackkultur ist kein Selbstläufer – sie muss aktiv gefördert, eingeübt und kontinuierlich gepflegt werden. Für HR bedeutet das, nicht nur die passenden Formate zu schaffen, sondern auch als kulturelle Instanz vorauszugehen. Denn wie in kaum einem anderen Bereich zeigt sich hier: Unternehmenskultur ist kein Leitbild, sondern Verhalten.