Die jüngste Arbeitsmarkt-Studie von JobCloud, bei der 1’300 aktiv und passiv Jobsuchende in der Schweiz nach ihrem Jobwahlverhalten befragt wurden, hat gezeigt, dass Arbeitgeber mit 10 bis 49 Mitarbeitenden in der Schweiz am meisten geschätzt werden. Erfahren Sie hier, warum das so ist und was KMU bieten können, um sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren.
Ein Gastbeitrag von Louise Koeckhoven
Die bevorzugte Unternehmensgrösse nach Altersgruppe
Man könnte meinen, dass grosse internationale Unternehmen für Jobsuchende attraktiver sind, da sie auf dem Lebenslauf beeindrucken und viele interessante Benefits bieten. Die Arbeitsmarkt-Studie von JobCloud zeigt jedoch, dass 53% der Erwerbstätigen zwischen 16 und 60 Jahren in der Schweiz in einem KMU (kleinen oder mittleren Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitenden) arbeiten möchten. Nur 11% aller 1’300 Befragten wollen in einem Grossunternehmen tätig sein.
Im Allgemeinen zeigt sich, dass die jüngsten Arbeitnehmenden zwischen 16 und 24 Jahren am liebsten in Kleinunternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden arbeiten würden (36%). Interessant ist auch: Je älter die Arbeitnehmenden werden, desto weniger relevant ist für sie die Grösse des Unternehmens. Aber warum sind KMU auf dem aktuellen Arbeitsmarkt so attraktiv?
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Hauptunterschiede zwischen Gross- und Kleinunternehmen
Natürlich ist jedes Unternehmen und jede Unternehmenskultur anders, was aber nicht nur von der Grösse abhängt und deshalb zu den generellen Unterschieden zwischen Unternehmen zählt. Was sind nun die Hauptunterschiede zwischen Grossunternehmen (gewöhnlich über 250 Mitarbeitende) und KMU? Grossunternehmen haben im Regelfall mehr spezialisierte Abteilungen und Arbeitsplätze, sie haben Marketing-, Personal-, Logistik-, IT- und viele weitere Abteilungen, in denen alle Mitarbeitenden an ihren spezifischen Projekten arbeiten. Die Zusammenarbeit zwischen diesen verschiedenen Abteilungen wird von der Geschäftsleitung gesteuert. In KMU können Mitarbeitende hingegen mehrere Rollen übernehmen: Ein Ingenieur oder eine Ingenieurin kann auch Personalarbeit machen, im Marketing mitarbeiten oder noch im Vertrieb tätig sein. Die Zusammenarbeit ist dort enorm wichtig, denn die Mitarbeitenden sind auf die Hilfe und das Wissen der anderen angewiesen, um ihre Pflichten erfolgreich zu erfüllen und sicherzustellen, dass alle Aufgaben erledigt werden.
Grossunternehmen haben oft feste Strukturen für Gehälter, Boni, Urlaub und Abwesenheit. Sie haben den Vorteil, dass sie in unvorhergesehenen Situationen, in denen hohe Kosten anfallen, über einen gewissen Rückhalt verfügen. KMU hingegen sind flexibler und pflegen oftmals einen persönlichen Kontakt zu ihren Mitarbeitenden. So konnten sie während der Corona-Zeit meist schneller auf individuelle Wünsche wie Homeoffice und flexible Arbeitszeiten eingehen.
In grossen Unternehmen haben Verwaltung und Administration oft einen höheren Stellenwert, was dazu führt, dass viel Zeit mit dem Schreiben von Berichten, dem Ausfüllen von Formularen oder in Meetings verbracht wird. Insbesondere wenn Aktionäre beteiligt sind, werden die administrativen Aufgaben zu einem grösseren zeitlichen Aufwand. KMU hingegen müssen sich zwar an die lokalen Regeln und Vorschriften halten, legen aber oft selbst fest, wie ihre Berichtsstruktur und andere Regelungen auszusehen haben.
Dies sind nur einige von vielen Unterschieden zwischen Gross- und Kleinunternehmen. Wenn man diese Unterschiede betrachtet, erscheint es verständlich, dass die Entwicklung von einem Start-up oder einem Kleinunternehmen zu einem Grossunternehmen oft Probleme mit sich bringt und gewisse Strukturen und Mitarbeitende mit speziellem Fachwissen erfordert.
So ziehen KMU die richtigen Talente an
Auch wenn viele Jobsuchende gerne eine Stelle in einem KMU finden würden, ist es nicht immer einfach, von den dort verfügbaren Jobs zu erfahren. Die Marken der KMU sind weniger bekannt, so dass die Arbeitssuchenden nicht direkt auf deren Website landen. Deshalb ist es für KMU wichtig zu definieren, wo sie ihre Stellen ausschreiben können. Am attraktivsten erscheint die Nutzung der bekannten Jobplattformen, weil sie für eine grosse Reichweite sorgen und auf diesen Portalen eine grössere Sichtbarkeit gewährleistet wird.
KMU können ihren Mitarbeitenden viele Benefits bieten:
- flexible, abwechslungsreiche, vielseitige Aufgaben
- Flexibilität in den Arbeitsstrukturen
- flache Hierarchien – engere Zusammenarbeit mit dem Management
- direkte Einbeziehung in die Entscheidungsfindung
- erkennbarer Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens
- Möglichkeiten, innerhalb eines Unternehmens die Stelle zu wechseln/verschiedene Tätigkeiten auszuprobieren.
Das ist genau das, was viele junge, aber auch arbeitserfahrene Menschen derzeit in einem Job suchen. Es geht nicht mehr nur um den Lohn, die Mitarbeitenden wollen gehört werden, eine gute Work-Life-Balance pflegen und als individuelle Person wahrgenommen werden.
Um die richtigen Talente anzuziehen, ist es wichtig, diese Vorteile aufzuzeigen. Erwähnen Sie diese Benefits in Stelleninseraten, Jobinterviews und auf der Karriere-Website. Dies trägt zur Attraktivität des Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt bei und zeigt den Jobsuchenden, ob sie zur Unternehmenskultur passen. KMU sind auf der Suche nach unternehmerisch denkenden, flexiblen und schnell anpassungsfähigen Mitarbeitenden, die bereit sind, Aufgaben zu übernehmen, die nicht in ihrer formalen Stellenbeschreibung stehen – es lohnt sich, dies klar zu kommunizieren.
KMU haben den Arbeitnehmenden viel zu bieten, aber letztendlich ist es entscheidend, die richtige Kombination von Mitarbeitenden und Unternehmen zu finden. Es ist wichtig zu verstehen, welche Art von Mitarbeitenden für die derzeitige Phase des Unternehmens benötigt wird und wo das Unternehmen in naher Zukunft stehen möchte. Wenn das Profil klar ist, kann die Rekrutierung die passenden Talente in den Stellenbeschreibungen, über Plattformen und Marketingmaterialien gezielt ansprechen.
Louise Koeckhoven arbeitet seit 5 Jahren in der Personalbeschaffung und Entwicklung, sie ist Strengths Coach und Content Manager und ihre Mission ist es, andere darin zu bestärken, die Extrameile zu gehen. Sie stammt aus den Niederlanden und lebt seit 3,5 Jahren in der Schweiz. Louise Koeckhoven weiss, wie man seine Schwächen bekämpft, indem man sich auf seine Stärken fokussiert, und wie man traditionelle Denkmuster durchbricht, indem man von neuen Personen und Kulturen lernt.