Die Global Talent Study zeigt, dass mehr als 50% der Arbeitnehmer*innen in der Schweiz nur für einen Arbeitgeber tätig sein möchten, der ihren Werten bezüglich Nachhaltigkeit entspricht. Von einem Engagement in der Nachhaltigkeit profitiert also nicht nur die Umwelt, man kann sich als Unternehmen damit gleichzeitig geschickt als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Um darüber zu urteilen wie nachhaltig ein Unternehmen ist, können Jobsuchende beispielsweise das Nachhaltigkeits-Reporting eines Unternehmens anschauen.
Ein Gastbeitrag des Instituts für Wissen, Energie und Rohstoffe Zug, OST – Ostschweizer Fachhochschule
Was ist Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit ist kein geschützter Begriff. Trotzdem lässt sich Nachhaltigkeit sehr wohl definieren: In einer nachhaltigen Welt werden die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne diejenigen von zukünftigen Generationen zu schmälern. Konkret geht es um eine ganzheitliche Betrachtungsweise der drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft über einen langjährigen Zeithorizont. Nachhaltige Unternehmen handeln in ihrem Kerngeschäft umweltfreundlich, sozialverträglich und wirtschaftlich. Dadurch werden sie ein zentraler Teil der Lösung für die grossen Herausforderungen der Gegenwart (extreme Armut, Klimawandel, Gesundheitskrisen, etc.).
Nachhaltigkeits-Reporting für nachhaltige Arbeitgeber
Als Mitglied der unternehmensorientierten Initiative United Nation Global Compact signalisiert man seine Überzeugung für eine nachhaltige Entwicklung. Die zehn Grundprinzipien von UN Global Compact wurden bereits von über 13’000 Unternehmen weltweit und von über 200 Unternehmen in der Schweiz unterzeichnet. Sehr häufig kommen auch die Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI) zur Anwendung, welche die Nachhaltigkeitsberichterstattung transparenter, vergleichbarer und standardisierter machen möchte. In Bezug auf die Ökologie ist die Umweltnormreihe ISO 14000 ff weit verbreitet. Sie umfasst unter anderem Normen zur Ökobilanzierung von Unternehmen. Ein besonderes Augenmerk auf den Klimawandel hat die Science Based Targets Initiative. Hier definieren Unternehmen konkrete Emissionsreduktionsziele, um die globale Erderwärmung auf unter 1.5°C zu begrenzen. Unternehmen sollten offen kommunizieren, wenn Sie Mitglieder von solchen Initiativen sind, um sich so als nachhaltige Arbeitgeber zu positionieren und Jobsuchende anzuziehen.
Neben Mitgliedschaften bei Initiativen werden Jobsuchende auch nach Anzeichen suchen, dass sich ein Unternehmen aktiv zur Verbesserung der Nachhaltigkeit umsetzt. Hier gibt es viele Unterstützungsangebote für Unternehmen in der Schweiz.
Unterstützungsangebote zur Verbesserung der Nachhaltigkeit
Unternehmen haben unzählige Möglichkeiten, nachhaltiger zu werden: Sie können beispielsweise am Programm Swiss Triple Impact teilnehmen, um Nachhaltigkeitspotenziale in professioneller Begleitung zu eruieren. Zur optimalen Vernetzung kann man dem Verband für nachhaltiges Wirtschaften öbu beitreten oder Mitglied bei swisscleantech werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung von Weiterbildungsangeboten, etwa dem CAS Erneuerbare Energien an der Ostschweizer Fachhochschule. Produzierende Betriebe haben die Möglichkeit für eine kostenlose Beratung zu mehr Ressourceneffizienz beim Verein Reffnet.ch. Des Weiteren gibt es auf städtischer Ebene kostenfreie Nachhaltigkeit-Beratungsangebot für KMUs (Beispiele: Öko-Kompass in Zürich oder Impuls Umwelt in Luzern). Im Beschaffungswesen und im Lieferkettenmanagement von KMUs hilft der Kompass Nachhaltigkeit mit wertvollen, frei verfügbaren Informationen weiter. Wie Nachhaltigkeit konkret aussehen kann, veranschaulichen die nachfolgenden Fallbeispiele in zwei Wirtschaftssektoren.
Nachhaltigkeitsbeispiel konkret: Industrie
Produktionsbetrieb A möchte nachhaltiger werden und nutzt hierfür das kostenlose Beratungsangebot für KMU. Nach einem Besuch vor Ort empfiehlt die externe Expertin, die Ressourceneffizienz zu erhöhen und Materialkreisläufe zu schliessen. Dank dieser beiden Schritte sinkt nicht nur der Einsatz von Material, sondern auch der entsprechende Kostenpunkt in der Bilanz. Insbesondere in Zeiten steigender Rohstoffpreise auf dem stark fluktuierenden Weltmarkt sind solche Optimierungsschritte unabdingbar für den langfristigen Wettbewerbsvorteil. Mehr noch, die umweltfreundlichere Produktion steigert das Image des Betriebs und lässt die Verkaufszahlen innert Monate hochschnellen.
Nachhaltigkeitsbeispiel konkret: Dienstleistungen
Bank B möchte nachhaltiger werden und entscheidet sich, ihr Finanzportfolio entsprechend auszurichten. Dieser Schritt stösst bei der Kundschaft anfangs auf Skepsis, obgleich die wissenschaftliche Lage eindeutig ist. Nachhaltige Anlagen weisen dieselbe Durchschnitt-Performance auf wie ihre konventionellen Gegenspieler. Gleichzeitig tendieren sie zu einem geringeren Risiko, wodurch sie für Unternehmen einen günstigeren und daher vorteilhafteren Zugang zu Kapital darstellen. Nach einer kurzen Sensibilisierungsphase aufseiten Kundschaft zahlt sich hier die nachhaltige Strategie ebenfalls aus. Unter anderem wählen Pensionskassen vermehrt diese grüne Alternative, da sie von der wachsenden Divestment-Bewegung zum Kohleausstieg gedrängt werden.
Nachhaltige Mitarbeitende für nachhaltige Unternehmen
Nicht nur das Engagement vom Unternehmen ist relevant, auch das Verhalten der Mitarbeitenden ist entscheidend für eine nachhaltige Entwicklung. Als Unternehmen kann man Mitarbeitende zu relevanten Themen sensibilisieren, wie zum Beispiel für effiziente Energienutzung oder die Verwendung von recycelten Produkten. Oft kann man dadurch auch ein positiver Synergieeffekt auf die Nachhaltigkeit im Privatleben erreicht werden. Zusätzlich können Unternehmen beispielsweise durch die finanzielle Unterstützung des Kaufs von Elektroautos oder die Belohnung einer Anreise mit dem öffentlichen Verkehr eine wichtige Rolle spielen.
Nachhaltigkeit versus Greenwashing
Unternehmen, die nach aussen viel über ihr Nachhaltigkeitsengagement berichten, ohne wirklich etwas zu tun, werden des Greenwashings beschuldigt. Als Unternehmen muss man deshalb darauf achten, sowohl nach innen wie auch nach aussen ein wahrheitsgetreues Bild des Nachhaltigkeitsengagements darzustellen. Es sollte aber nicht davon abhalten von guten Massnahmen zu berichten. Tue Gutes und sprich darüber! Es wird sich für Ihr Unternehmen auszahlen. Sie tragen zum Klimaschutz bei und stärken ausserdem Ihren Employer Brand als zukunftsgerichtetes und umweltbewusstes Unternehmen.
Das Institut für Wissen, Energie und Rohstoffe Zug (WERZ) ist das Kompetenzzentrum für Energie und Ressourceneffizienz in Unternehmen. Das Institut agiert als Bindeglied zwischen der angewandten Forschung und Entwicklung und der Wirtschaft. Bereits seit 10 Jahren unterstützt das WERZ durch Wissenstransfer in Bildung, in Projekten und in Netzwerken die Nachhaltigkeit von Unternehmen. Das WERZ gehört zur OST – Ostschweizer Fachhochschule.