Flexible Arbeitszeiten werden bei Mitarbeitenden in der Schweiz immer beliebter. Bei vielen Arbeitnehmenden ist die Möglichkeit zu Gleitzeit sogar unabdingbar, um für einen potenziellen Arbeitgeber tätig zu sein. Haben auch Sie daran gedacht, flexible Arbeitszeiten in Ihrem Unternehmen zu ermöglichen? Was sind die Chancen und Herausforderungen von flexibler Arbeitszeit für Arbeitgeber, was ist bei der Umsetzung zu beachten?
Die Zahlen sprechen für flexible Arbeitszeitmodelle
Dass flexible Arbeitszeiten immer beliebter werden, belegen auch diverse Studien. JobCloud veröffentlichte vor kurzem gemeinsam mit The Network und der Boston Consulting Group die Global Talent Study, eine Studie mit Arbeitnehmenden in 190 Ländern. Dabei zeigte sich, dass sich in der Schweiz 84% der Arbeitnehmenden die Möglichkeit wünschen, mindestens teilweise von flexiblen Arbeitszeiten zu profitieren. Damit liegt die Schweiz über dem weltweiten Schnitt (64%). Ein Drittel aller Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich in Bezug auf die Arbeitszeiten vollständige Flexibilität. Dagegen wünschen sich nur mehr 16% der Mitarbeitenden in der Schweiz fixe Arbeitszeiten, weltweit sind es immerhin noch 36%.
Die Global Talent Study hat ergeben, dass flexible Arbeitszeiten den Mitarbeitenden der Zukunft sogar noch wichtiger sind als eine Flexibilität bezüglich des Arbeitsortes. Gut die Hälfte der Schweizer Bevölkerung erwartet zumindest teilweise die Möglichkeit zu Homeoffice bzw. Remote Work. Jede elfte Person möchte übrigens vollständige Flexibilität beim Arbeitsplatz und gar nicht mehr zurück ins Büro.
Um sich also auch in Zukunft als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und die passenden Talente anzuziehen, ist es unbedingt zu empfehlen, den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu flexiblen Arbeitszeiten zu bieten, falls dies die Tätigkeit ermöglicht. Flexible Arbeitszeiten bieten auch für Sie als Arbeitgeber zahlreiche Vorteile, aber es gibt auch einiges zu bedenken.
Arbeitsrechtliche Verpflichtungen bei gleitender/flexibler Arbeitszeit
Aus arbeitsrechtlicher Sicht gibt es bei der flexiblen Arbeitszeit mehrere Punkte zu beachten. Egal, zu welcher Uhrzeit die Mitarbeitenden tätig sind, die ges etzlichen Pausenzeiten in der Schweiz müssen immer eingehalten werden.Wenn Arbeitsnehmende pro Tag 5.5 Stunden tätig sind, müssen sie zwischen der Arbeitszeit eine Pause von mindestens 15 Minuten einlegen. Bei 7 Stunden muss es mindestens eine halbe Stunde sein, bei 9 Stunden sogar eine Stunde. Die Pausenzeit gilt dabei nicht als Arbeitszeit. Ausserdem gibt es für Mitarbeitende je nach Tätigkeit eine gesetzliche Höchstarbeitszeit von 45 bzw. 50 Stunden. Kommunizieren Sie die gesetzlich verpflichtenden Pausen sowie die tägliche und wöchentliche Höchstarbeitszeit unbedingt Ihren Mitarbeitenden und stellen Sie sicher, dass diese eingehalten werden.
Hier finden Sie weitere Informationen, was Sie bei flexibler Arbeitszeit beachten müssen:
Vorteile von flexiblen Arbeitszeiten für Arbeitgeber und Mitarbeitende
- Die Mitarbeitenden arbeiten genau dann, wenn es am besten in ihre Tagesplanung passt, also dann, wann sie sich am besten konzentrieren können und wenn sie am meisten Energie haben.
- Diese Freiheit fördert in vielen Fällen auch die Kreativität und Effizienz.
- Es steigert die Motivation und Loyalität der Mitarbeitenden, wenn sie Flexibilität bezüglich der Arbeitszeiten haben.
- Flexible Arbeitszeiten ermöglichen eine bessere Work-Life-Balance der Mitarbeitenden und eignen sich, um Familie bzw. Privatleben und Job unter einen Hut zu bringen.
- Die Möglichkeit zu flexiblen Arbeitszeiten können Arbeitgeber für ihr Employer Branding nutzen und es als Benefit an diversen Stellen wie dem Jobinserat oder der Karrierewebsite kommunizieren.
- Da sich viele Mitarbeitende flexible Arbeitszeiten wünschen, wird es zu mehr Bewerbungen kommen, wenn Arbeitgeber diese anbieten und kommunizieren.
- Mitarbeitende sind auch bei dringenden Angelegenheiten leichter auch mal ausserhalb der gewöhnlichen Büro- bzw. Arbeitszeiten verfügbar.
Herausforderungen bei Gleitzeit
- Das Team weiss nicht genau, wann andere Teammitglieder arbeiten bzw. erreichbar sind. Um diese zu vermeiden, empfiehlt es sich, die ungefähren Arbeitszeiten bzw. Zeiten, an denen man auf alle Fälle erreichbar ist, dem Team zu kommunizieren.
- Es gibt arbeitsrechtliche Verpflichtungen betreffend Pausen und Arbeitszeiten, welche eingehalten werden müssen, und bei flexiblen Arbeitszeiten leicht vergessen werden.
- Bei flexibler Arbeitszeit besteht die Gefahr, dass man die Arbeitszeiten nicht mehr genau im Blick hat und dabei auch die Freizeit vergisst.
- Nicht alle Mitarbeitenden können gleich gut mit Flexibilität umgehen, was zu ungenügend bzw. zu viel Arbeitszeitführen kann.
- Die Arbeitnehmenden sind oft alleine tätig, was leichter zu Vereinsamung führen kann und den Kontakt mit dem restlichen Team bzw. dem gesamten Unternehmen oft erschwert. Organisieren Sie regelmässige Meetings, wo das ganze Team anwesend ist und eine Möglichkeit zum Austausch hat.
Tipps bei der Einführung von flexiblen Arbeitszeiten
- Wenn Sie die Möglichkeit zu flexibler Arbeitszeit neu einführen, dann definieren sie genau, zu welchen Uhrzeiten und an welchen Tagen die Möglichkeit für flexible Arbeitszeit besteht. Beispiel: „Die Arbeitszeit kann in Eigenverantwortung von Montag bis Samstag von 05.00 bis 22.00 Uhr – in Absprache mit dem Team und unter Berücksichtigung der betrieblichen Notwendigkeit – selbst gestaltet werden.“
- Sie können auch Zeiten definieren, an denen alle Mitarbeitenden erreichbar sein müssen.
- Stellen Sie sicher, dass die Mitarbeitenden ihre Arbeitszeit genau dokumentieren, sodass es zu keinen Minus- bzw. Mehrstunden kommt. Dazu kann ein Arbeitszeiterfassungssystem genutzt werden.
- Bei flexiblen Arbeitszeiten braucht es das Vertrauen von Vorgesetzen. Zu viel Kontrolle und Misstrauen demotiviert die Mitarbeitenden und führt zu schlechteren Ergebnissen.
- Natürlich sollen die Mitarbeitenden dennoch die gewünschten Ziele erreichen. Messen Sie die Mitarbeitenden nach dem Erreichen der Ziele und nicht nach der Arbeitszeit.
- Kommunizieren Sie den Mitarbeitenden, dass trotz Gleitzeit bestimmte Ruhe- und Pausenzeiten eingehalten werden müssen.
- Verschicken Sie wenn möglich keine Mails an Wochenenden oder zu späten Arbeitszeiten bzw. wenn Sie das tun, machen Sie klar, dass Sie von den Mitarbeitenden nicht eine sofortige Antwort oder Reaktion erwarten. Wenn Sie dennoch E-Mails an Wochenenden oder in der Nacht versenden, können Sie diese so timen, dass sie erst am darauffolgenden Morgen rausgeschickt werden.