Co-Working Spaces sind nicht nur was für Startups – Interview mit Maria Bassi, Geschäftsführerin Wunderraum

Modern und frisch wirkt es im Treppenhaus vor der Türe vom «Wunderraum». Der Co-Working Space ist kaum fünf Minuten zu Fuss vom Bahnhof Pfäffikon, Schwyz, entfernt. Bei einem Rundgang durch den «Wunderraum» kommt man an Sitzungszimmern vorbei, wo bis zu 10 Personen Platz haben. Natürlich hat es auch für kleinere Teams passende Sitzungszimmer. Und falls jemand ein Telefonat führen muss, gibt es dafür extra eine Kabine.
Wie es zu dieser Arbeitsoase gekommen ist und warum nicht nur Start-ups hier arbeiten sollten, erklärt uns Maria Bassi, eine der beiden Gründerinnen vom Wunderraum.

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Benjamin Seiler: Wie ist die Idee zum Wunderraum entstanden?

Maria Bassi: Als ich mich vor 12 Jahren selbständig machte, stand ich vor der Frage, wo ich mein Business ansetzen sollte. Zuhause, sozusagen als «Hausfrauen-Treuhänderin». Das war für mich wenig inspirierend. Dann habe ich mir kleine Büros angeschaut, aber die Vorstellung, den ganzen Tag dort alleine zu sein, gefiel mir auch nicht. Ich habe dann in einem Businesscenter begonnen, das sehr persönlich geführt wurde. Mich hat es enorm inspiriert, wie der Inhaber die Menschen zusammenbrachte. Das war für mich die optimale Plattform, um zu wachsen. Dieser Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen. Als wir dann in ein neues Büro umgezogen sind, haben uns immer wieder Kunden angesprochen, dass es so schön bei uns sei, und gefragt, ob wir für sie nicht noch einen freien Schreibtisch hätten. Ich habe dann gemerkt, dass wir einen grösseren Raum dazu bräuchten. Meine Partnerin Elisabeth hat sich damals auch sehr mit dem modernen Arbeiten beschäftigt. Wir haben uns dann immer wieder ausgetauscht. Daraus entstand der Gedanke, zusammen einen Co-Working Space zu machen. Vor zwei Jahren haben wir unsere Idee erstmals skizziert und geträumt – jetzt sitzen wir da in unserem Wunderraum. Es ist unglaublich.

Auf welche Co-Worker trifft man in eurem Space?

Das ist sehr unterschiedlich, was es auch so spannend macht. Es sind Kunden aus unterschiedlichsten Branchen bei uns. Aber alle haben eines gemeinsam: Sie kommunizieren gerne. Trotzdem können sie hier aber auch stundenlang konzentriert arbeiten. Ansonsten haben sie nicht viel gemeinsam. Alle aber haben eine Vision und brennen für ihr Business – wie wir!

Sind Co-Working Spaces nur für digitale Unternehmen geeignet?

Ich denke, einen Co-Working Space können alle nutzen, die nicht viel Papier oder eine grosse Infrastruktur um sich herum brauchen. Man sollte kreativ sein und sich vielleicht auch einen Tag einmal aus der gewohnten Atmosphäre herauswagen.
 

Kann ein Co-Working Space auch für etablierte Unternehmen sinnvoll sein?

Absolut. Vor allem für Unternehmen, in welchen die Mitarbeitenden aus einem grossen Einzugsgebiet kommen. Ich glaube, ein Unternehmen kann seinen Mitarbeitenden etwas Gutes tun, wenn es von ihnen nicht verlangt, jeden Tag eine Stunde Arbeitsweg auf sich zu nehmen. Heutzutage ist das je nach Business auch nicht mehr möglich oder notwendig. Ich schätze, das Segment von grösseren Unternehmen, die auf Co-Working Spaces setzen, wird noch wachsen. Dafür müssen wir aber unsere Einstellung in der Mitarbeiterführung anpassen. Es braucht es eine andere Vertrauenskultur. Solange man seine Mitarbeitenden überwachen möchte, wird ein Co-Working Space nicht funktionieren. Unsere Mitarbeitenden sind beispielsweise so selbst- und eigenständig, dass sie dann zur Arbeit kommen, wenn sie müssen und wir uns austauschen sollen. Manchmal machen sie ihre Arbeit auch von zu Hause aus. Das ist aber nicht für alle Arbeitnehmer eine gute Alternative, weil sie dort nicht ihre Ruhe haben und dafür sind Co- Working Spaces dann da.

Welche Vorteile bieten Co-Working Spaces für Unternehmen?

Einerseits motivierte Mitarbeitenden, die leistungsfähiger sind, da sie ihre Zeit straffer einsetzen können. Ich denke aber auch, dass Unternehmen selbst an Infrastrukturkosten sparen. Im mittleren und oberen Management etwa werden die Arbeitsplätze teilweise nur zu 30% belegt. Man muss sich vorstellen, was das an Infrastrukturkosten bedeutet, und da könnte man durchaus optimieren. Ich glaube, es braucht eine gute Kombination aus beidem: Einerseits, dass man versucht, das Team zusammenzuhalten mit persönlichen Teammeetings, damit der persönliche Austausch da ist. Andererseits soll man die Flexibilität ermöglichen, von überall aus zu arbeiten, und die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellten.

Es braucht es eine andere Vertrauenskultur. Solange man seine Mitarbeitenden überwachen möchte, wird ein Co-Working Space nicht funktionieren

Ist jede/r Mitarbeitende fürs Co-Working geeignet?

Teilweise ist es eine Charakterfrage. Manche benötigen mehr Sicherheit und Struktur, andere wiederrum brauchen mehr Freiheit. Meiner Meinung nach müssen wir unsere Komfortzone immer wieder verlassen und Neues ausprobieren. Menschen, die grundsätzlich mehr Stabilität brauchen, bleiben auch gerne in ihren eigenen Leitplanken. Und oft stagniert dann auch eine gewisse Entwicklung. Deswegen denke ich, dass man mit kleinen Anreizen, um diese Komfortzone auszudehnen und auch einmal etwas Neues auszuprobieren, die Entwicklung der Mitarbeitenden fördert.

Co-Working bedeutet flexibles Arbeiten – wie war das während deiner Ausbildung?

Ganz anders. Damals waren Flexibilität oder gar Home Office noch gar kein Thema. Besonders in sensitiven Bereichen wie beispielsweise in der Treuhandbranche, wo man Angst davor hatte, dass irgendwelche Informationen ausserhalb der Firma gelangen oder Dokumente mitgenommen werden könnten. Wenn man bedenkt, wie heutzutage mit Daten umgegangen wird, dann ist diese Schranke gar nicht mehr möglich. Die Daten machen vor keiner Bürotür halt.
Man kannte es damals nicht anders. Aber es war schon damals nicht wirklich so, dass wir am Abend nach Hause gingen und die Arbeit hinter uns lassen konnten. Damals hat es einen beschäftigt, aber man konnte nichts mehr machen. Heutzutage kann man sich dafür dazwischen mal eine Stunde zu Hause rausnehmen. Meine Mitarbeiterinnen etwa holen ihre Kinder beispielsweise früher aus der Krippe ab und setzen sich am Abend vielleicht noch etwas hin. Dann ist etwas, wie sie noch beschäftigt, erledigt. Das Einfügen in den eigenen Rhythmus erfüllt uns im Endeffekt mehr und macht uns produktiver.

Flexibles Arbeiten in Co-Working Spaces wird immer populärer – wie stehen Sie dazu?

Entwicklungen lassen sich sowieso nicht aufhalten. Sich dagegen zu sperren und nur das Negative zu sehen, bringt niemanden weiter. In dieser ganzen Flexibilität und neuen Arbeitsformen stecken viele Chancen. Wenn wir uns auf diese Chancen konzentrieren und daraus das Beste machen, kann man auch die begleitenden Schattenseiten relativ gut im Griff haben. In meinem Business mit meinen dreizehn Mitarbeitenden funktioniert das sehr gut. Ich gebe diese Flexibilität, aber ich kriege auch sehr viel Flexibilität zurück. Unter diesem Gedanken sehe ich, wie gut das funktionieren kann.

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