«Die Arbeitgeberattraktivität zu steigern, ist verdammt harte Arbeit»

Jedes Jahr macht Universum eine Umfrage mit ausgewählten Unternehmen, um den Gewinner des «Most Attractive Employer Switzerland Award» zu ermitteln. Was das genau ist, inwiefern der Award den Unternehmen helfen kann und wie man die Attraktivität als Arbeitgeber steigern kann, erklärt Leo Marty, Managing Director Universum Schweiz und Österreich, im Interview.

Die richtigen Talente für sich zu gewinnen, ist eines der wichtigsten Assets eines Unternehmens.

Ben Seiler: Bald werden die Gewinner des «Most Attractive Employer Switzerland Award» bekanntgegeben. Was sind diese Awards genau?

Leo Marty: Mit dem «Most Attractive Employer Switzerland Award» küren wir – wie der Name schon verrät –  mittels Ranking die attraktivsten Arbeitgeber in der Schweiz. Dieses Ranking wird mit Hilfe einer Umfrage erstellt, welche zwei Dinge misst: die Reputation der Unternehmen und die Arbeitgeber-Versprechen an die zukünftigen Talente. Das Ranking und die Awards helfen den Unternehmen, ihre Attraktivität und Wirkung der Versprechen zu reflektieren und für die Zukunft anzupassen. Ziel ist es, für zukünftige Talente interessanter zu werden – gerade in Zeiten, wo der War for Talents in vollem Gange ist. Denn die richtigen Talente für sich zu gewinnen, ist eines der wichtigsten Assets eines Unternehmens. Oder wie Henry Ford sagte: «Die beiden wichtigsten Dinge in einem Unternehmen findet man nicht in der Bilanz: die Reputation und die passenden Leute.»

Soweit ich im aktuellen Survey gesehen habe, gibt es nur eine begrenzte Auswahl von Unternehmen, die beurteilt werden. Wie schafft man es als Unternehmen in diese Auswahl?

Jedes Jahr wird von Universum evaluiert, ob die 400 in der Umfrage aufgeführten Unternehmen im folgenden Ranking wieder bewertet werden – am Ende entscheiden aber die Befragten, wer für das Ranking im nächsten Survey ausgewählt werden soll. Je häufiger ein Unternehmen in den Surveys von den Befragten als zukünftiger Wunscharbeitgeber genannt wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass dieses im nächsten Jahr für das Ranking zur Auswahl steht. Ausgeschlossen sind Unternehmen, die weder Angestellte in der Schweiz haben, noch ein operatives Geschäft in der Schweiz betreiben.

Wie stellt ihr sicher, dass ihr ein relevantes und ausschlaggebendes Ergebnis der Befragung erhält?

Qualität und eine hohe Aussagekraft stehen bei uns an erster Stelle. Um dies sicherzustellen, führen wir die Umfrage gemäss den Richtlinien des Bundesamts für Statistik durch – und das braucht Zeit: Rund sechs Monate dauert die Erhebung der Daten. Glücklicherweise haben wir ein starkes und breites Netzwerk an Hochschulen und Partnern, welche die Antworten der Studenten zusammentragen. In der Schweiz sammeln wir so bis zu 20’000 Antworten unserer beiden Fokusgruppen: Studenten, die kurz vor ihrem Abschluss stehen und Young Professionals aus Bereichen wie beispielsweise Wirtschaft, IT, Recht, Bildung und Medizin.

Wer denkt, mit Früchtekörben oder Sportabonnements Talente anzulocken und langfristig binden zu können, irrt sich. Es braucht mehr als nur Kosmetik an der Oberfläche.

Grosse Firmen wie Google sind im Ranking von 2017 sehr stark vertreten: In 10 von 14 Kategorien belegte Google eine Platzierung in den Top 5. Haben da kleine Unternehmen überhaupt eine Chance mitzuhalten?

Selbstverständlich – alle Unternehmen haben die Chance auf eine Top-Platzierung! Eine starke Arbeitgebermarke, attraktive Jobmöglichkeiten und ein Unternehmensauftritt in den drei grössten Landessprachen der Schweiz sind Kriterien, die dabei helfen können. Im Falle von Google darf man natürlich nicht vergessen, dass seit Jahren ein super Job im Bereich Employer Branding gemacht wird und sie ihre Unique Value Proposition stetig gestärkt haben. Dass die lange Arbeit Früchte trägt und Google Young Professionals anzieht, kann ich gut verstehen.

Wie kann man als Unternehmen die Attraktivität als Arbeitgeber steigern?

Um es vorwegzunehmen: Egal um welche Firma oder Branche es sich handelt, die Arbeitgeberattraktivität zu steigern, ist verdammt harte Arbeit. Drei grundsätzliche Punkte sollte man dabei sicher beachten:

  1. Verstehe dein Publikum

Wichtig ist, zu wissen, mit wem man es zu tun hat: Wer sind die Menschen oder Talente, die wir brauchen? Was sind ihre Bedürfnisse? Wie kommuniziere ich extern und intern mit diesem Publikum? Wer beispielsweise Ingenieure für sich gewinnen möchte, muss deren Sprache sprechen können. Wie in einer Liebesbeziehung, ist auch im Umgang mit den Young Professionals die Kommunikation massgebend für den Erfolg. Wer nicht den richtigen Kanal wählt, schafft es auch nicht, die passenden Kandidaten zu erreichen.

  1. Binde das Management ein

Um mit den gesellschaftlichen Veränderungen (Verlangen nach mehr Freiheit, flexibles Arbeiten, Transparenz, etc.) mithalten zu können, muss auch das Management sein Verhalten und den Führungsstil anpassen. Wenn die Führungsebene nicht überzeugt ist, wirkt das Unternehmen auch nicht authentisch. Das schafft den umgekehrten Effekt, nämlich, dass die Versprechen nicht wirklich gelebt werden und frisch gewonnene Talente bald wieder aus der Firma aussteigen.

  1. Mach mehr als nur Kosmetik

Wer denkt, mit Früchtekörben oder Sportabonnements Talente anzulocken und langfristig binden zu können, irrt sich. Es braucht mehr als nur Kosmetik an der Oberfläche. Man muss am Ball bleiben und wissen, welche Erwartungen an einen Arbeitgeber gestellt werden. Auch ein hoher Lohn alleine reicht nicht; als Unternehmen muss man die soziale Verantwortung wahrnehmen, aber auch Mitarbeitende unterstützen und fördern – und ganz wichtig: ihnen echte Wertschätzung entgegenbringen.

Die Rankings für 2018 sind Ende April 2018 im Wirtschaftsmagazin Bilanz veröffentlicht worden. Am 23. Mai 2018 findet dann die Awardvergabe für die Bestplatzierten statt.
Leo Marty arbeitet seit 2016 als Managing Director für Universum Schweiz und Österreich. Universum ist ein unabhängiges Beratungsunternehmen für Employer Branding und hilft Unternehmen bei der Aquisition von neuen Talenten und der Aufwertung der Arbeitgebermarke.

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