Genauso wie Führungsstrukturen, Unternehmenskulturen und Geschäftsmodelle einem steten Wandel unterworfen sind, so werden sich auch die Human Resources in den kommenden Jahren verändern – verändern müssen. Denn mit der fortschreitenden Digitalisierung, dem Vormarsch der Millennials auf dem Arbeitsmarkt und dem allgemein erhöhten Bedürfnis nach Flexibilität bedarf es auch im HR an neuen Aufgaben, Rollen und Herangehensweisen.
Der technologische Wandel hat den Alltag aller Unternehmen in den vergangenen Jahren massiv verändert. Davon betroffen ist natürlich auch die HR-Funktion: Beispielsweise findet die Jobsuche fast ausschliesslich nur noch im Internet oder per Smartphone statt, Bewerbungen lassen sich automatisiert auf passende Stichworte prüfen, es wird vermehrt von unterwegs oder „remote“ gearbeitet, Chatbots übernehmen Routinearbeiten oder Virtual Reality Applikationen übernehmen Ausbildungsfunktionen. Diese Herausforderungen gab es vor wenigen Jahren noch gar nicht. Wenn das HR weiterhin seine – essenzielle – Rolle im Antizipieren und Organisieren von personellen Veränderungen im Unternehmen spielen soll, muss es sich nicht nur daran anpassen, sondern auch mithilfe von Technologie darauf reagieren.
Daten helfen, Arbeitnehmer und Bewerber besser zu verstehen
Ein Beispiel sind „Big Data“, also grosse und komplexe Datenmengen und deren Sammlung, Analyse und Nutzung: Durch die hohe Verbreitung und Beliebtheit von Online-Stellenportalen erhalten HR-Profis künftig immer mehr Insights in das Verhalten von Stellensuchenden. Gleichzeitig werden dank entsprechender Software und Plattformen auch immer häufiger innerhalb von Unternehmen Daten gesammelt. HR-Verantwortliche erhalten so ein genaues, evidenzbasiertes Bild der kompletten Belegschaft, den Veränderungen im Team und des Bewerberpools. Darauf aufbauend können sie Trends erkennen und rasch auf diese reagieren und beispielsweise Teams restrukturieren, Mitarbeitende anders einsetzen oder für Inserate ein anderes Wording definieren. Im Bewerbermanagement werden Bewerbungen digital kategorisiert und analysiert, einzelne Bewerber schneller und einfach miteinander verglichen oder gleich ganze Bewerbergruppen auf ihre Qualität oder Erfahrung hin analysiert. Je mehr Daten gesammelt werden, desto wichtiger wird aber auch die Sicherheit dieser Daten. Die meist sensiblen Mitarbeiterdaten stellen immer öfter ein Risiko für Leaks oder Hackerangriffe dar, welche es mit entsprechend hohen Sicherheitsvorkehrungen zu vermeiden gilt, insbesondere, wenn diese Daten Einzug in die Cloud finden.
Neue Technologien übernehmen HR-Aufgaben
Bots werden in allen Bereichen unseres Lebens immer wichtiger – auch im HR. Chatbots, wie zum Beispiel „Jane“, der erste Chatbot mit künstlicher Intelligenz, können die Mitarbeiterkommunikation übernehmen und automatisch die Fragen der Mitarbeitenden sammeln. Deren Analyse gibt HR-Verantwortlichen Hinweise zu möglichen Problemen und Trends im HR, auf die sie wiederum reagieren können. Kognitive Systeme wie watson, das IBM für die Kandidatenauswahl nutzen möchte, werten Marktdynamiken aus, setzen sie mit der Unternehmenshistorie in Zusammenhang und finden so heraus, welche Positionen im Unternehmen besonders schwer oder dringend zu besetzen sind. Die Nutzung von solchen und ähnlichen intelligenten Programmen wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen – und Aufgaben in der Rekrutierung aber auch in der Betreuung von Mitarbeitenden übernehmen. Für HR-Verantwortliche heisst das auch, dass sich ihre Rolle mehr in eine beratende und analysierende Richtung verändern wird und rein ausführende Aufgaben in ihrem Arbeitsalltag kaum mehr stattfinden werden.
Millennials bringen neue Aufgaben für das HR mit
Im Jahr 2025 werden Millennials, also die zwischen 1980 und 1999 geborene Generation, rund 75 Prozent der Arbeitnehmenden ausmachen. Mit ihrem Eintritt in den Arbeitsmarkt kommen auf HR-Verantwortliche neue Herausforderungen zu. Millennials haben ganz andere Erwartungen an ihre Arbeitgeber, andere Vorstellungen bezüglich ihres Jobs und ihrer Rolle im Unternehmen als die vorangehenden Generationen. Sie möchten ihre Individualität ausdrücken und eine Arbeit, die sich mit ihren Werten und Idealen deckt. Für HR-Profis gilt es also in den kommenden Jahren, Kollektivität, Teamgeist und Zusammenhalt zu fördern, ohne dabei die Individualität des Einzelnen zu untergraben – und dies in einer Zeit, in der viele Aufgaben immer häufiger online und alleine gelöst werden. Auch heisst es, Unternehmenswerte nicht nur zu kommunizieren, sondern diese auch aktiv im Unternehmen umzusetzen und jedem Mitarbeitenden aufzuzeigen, dass ihr Arbeitgeber hinter seinen Werten und Zielen steht.
Die Flexibilität in allen Bereichen wird erhöht
Eine Aufgabe, die bereits heute wichtig ist und immer relevanter wird, ist die Einführung und Koordination von „Flexibilität“: Arbeitsverträge werden nicht mehr nur befristet oder fix, für Teilzeit oder Vollzeit ausgehandelt. Projektbasierte Verträge, Freelance-Verträge, Verträge mit Tagessätzen statt Monatslöhnen… Die Anstellungsverhältnisse werden immer weniger strukturiert. Dies gilt auch für die Arbeitszeit, den Arbeitsort oder das Team: Die Flexibilität nimmt in allen Bereichen immer weiter zu. Das bedeutet, dass eine „One size fits all-Strategie“ und Standardverträge der Vergangenheit angehören. Zudem wird mit der weiterhin zunehmenden Globalisierung auch das Mobilitätsbedürfnis, insbesondere bei den Millennials, steigen. Das HR hat hier die Aufgabe, ein Netzwerk zu bauen, dass es ihren Mitarbeitenden ermöglicht, für eine begrenzte Zeit auch bei Partnerfirmen im Ausland oder in anderen Landesteilen tätig zu werden und so ihren Horizont und ihr Know-how zu erweitern – und dieses dann wieder in das Unternehmen zurück zu bringen.
Weg vom Kollektiv, hin zum Individuum
Wie wird also der Alltag eines HR-Beauftragten im Jahr 2027 aussehen? Genaue Prognosen lassen sich natürlich nicht abgeben – dazu dreht sich die Welt zu schnell. Fakt ist aber, dass sich insbesondere die HR-Spezialisten intensiv mit technologischen Veränderungen auseinandersetzen müssen, um mit ihnen Schritt zu halten – nicht nur im Recruiting, wo CV-Parser, Matchingtechnologien und Job-Apps bereits heute zum Standard gehören, und Big Data schon hinter der nächsten Ecke lauert. Gesellschaftliche Veränderungen prägen unser aller Arbeitswelt. Die nächste Arbeitnehmergeneration benötigt individuelle Betreuung, die über Verträge, Arbeitszeitmodelle, ortsunabhängiges Arbeiten und internationale Mobilität hinausgeht: Es gilt, jeden Mitarbeitenden gemäss seinen Fähigkeiten, Ambitionen, Zielen und Interessen einzusetzen und gleichzeitig dennoch das Teamgefühl und den Zusammenhalt von Mitarbeitenden verschiedenster Generationen und Hierarchiestufen zu fördern. Keine leichte Aufgabe, die in den nächsten Jahren auf HR-Verantwortliche zukommen wird. Hoffentlich wird sie nicht unterschätzt.