Der tägliche Weg ins Büro ist heute nicht mehr zwingend. In der Schweiz arbeiten bereits rund 28% der Arbeitnehmenden an mindestens einem halben Tag in der Woche von zu Hause aus, wie eine aktuelle Studie von Deloitte zum Thema „Der Arbeitsplatz der Zukunft“ belegt. In den kommenden Jahren könnte sich diese Zahl deutlich steigern – rund die Hälfte der Schweizer Arbeitnehmer hätten nämlich das Potenzial von zu Hause aus oder mobil zu arbeiten, so die Studie. Doch nicht nur die Arbeit im Home Office erlebt dank der fortschreitenden Digitalisierung und den immer wichtigeren wissensbasierten Tätigkeiten ein Wachstum: Coworking, also die Arbeit in flexiblen Bürogemeinschaften, erfreut sich laufend grösserer Beliebtheit. Dies unter anderem auch, weil sie – im Gegensatz zum tendenziell eher solitären Home Office – auch den Austausch fördert.
Neben den flexiblen Arbeitsplätzen sind auch die flexiblen Arbeitszeiten weiter auf dem Vormarsch: Gemäss der Arbeitskräfteerhebung des Bundesamts für Statistik arbeitet mittlerweile über die Hälfte aller Schweizer und Schweizerinnen ohne fixe tägliche Arbeitszeiten. Es gelten Wochen-, Monats- oder Jahresarbeitszeiten.
Führungspersonen sind neu auch Grenzmanager
Flexible Arbeitszeiten und -orte beeinflussen nicht nur den Alltag der Mitarbeitenden, sondern auch das Führungsverhalten der Vorgesetzten. Sie müssen sich im veränderten Umfeld ganz neuen Herausforderungen stellen. Denn die neue Flexibilität hat nicht nur Vorteile: Mitarbeitende sollen ständig erreichbar sein, haben nur noch selten klare Regeln und Vorgaben zur Bearbeitung von geschäftlichen E-Mails ausserhalb der fliessenden Arbeitszeiten – die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit verwischen immer mehr. Diese Grenzen zu managen gehört zu einer der zentralen Kompetenzen, die sich Führungspersonen im orts- und zeitunabhängigen Umfeld aneignen müssen, um die Work-Life Balance ihrer Mitarbeitenden nicht zu gefährden. Dazu gehören beispielsweise klare Absprachen und Vereinbarungen bezüglich der telefonischen Verfügbarkeit oder der Reaktionszeit bei E-Mails.
Face-to-Face-Austausch soll nicht zu kurz kommen
Insbesondere die fortschreitende Digitalisierung und der vermehrte Aufstieg der Digital Natives im Arbeitsmarkt verleiten dazu, vermehrt auf digitale Austauschformen zu setzen, statt auf persönliche Gespräche – was auch einen grossen Teil zum Erfolg von flexibler Arbeitsgestaltung beiträgt. Digitale Workspaces machen es beispielsweise allen Teammitgliedern möglich, auf die Arbeiten und Ideen des anderen zuzugreifen und so schnell Feedback oder Inputs dazu zu geben. Für den Aufbau einer Teamkultur und die Förderung des Zusammenhalts sowie die Identifikation mit dem Unternehmen, aber auch zum Austausch von kreativen Ideen braucht es aber auch physische Präsenz. Eine wichtige Aufgabe von Führungspersonen im neuen Arbeitsumfeld ist es demnach, trotz maximaler Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort auch maximalen Austausch und persönlichen Kontakt zu fördern.
Adieu Präsenzkultur, hallo ergebnisorientiertes Führen
„Führung auf Sicht“ ist im neuen Arbeitsumfeld kaum möglich – entsprechend muss sich auch der Führungsstil anpassen: Weg von der reinen Präsenzkultur, hin zu einem ziel- und ergebnisorientierten Führungsstil. Es kann und soll nicht mehr entscheidend sein, wie lange oder oft Mitarbeitende im Büro anwesend sind, sondern ob, wie und wie schnell sie ihre Ziele erreichen. Im Gegenzug müssen Führungspersonen ihren Mitarbeitenden aber auch klar machen, dass während besonders kritischen Phasen oder Projekten die örtliche und zeitliche Flexibilität unter Umständen nicht eingehalten werden kann. Denn am Ende gilt auch im orts- und zeitunabhängigen Arbeitsumfeld immer noch: Das Erreichen der Geschäftsziele steht im Vordergrund – und sollte die physische Präsenz oder die Anwesenheit zu bestimmten Zeiten unabdingbar sein, muss die Flexibilität manchmal zurückstecken.
Und das Wichtigste zum Schluss: Vertrauen und Transparenz sind die absolute Grundlage für Führungspersonen, die ihren Mitarbeitenden ein möglichst flexibles Arbeitsumfeld ermöglichen möchten.