Flirten bei der Arbeit: okay oder tabu?

Mehr als acht Stunden pro Tag verbringen Vollzeitarbeitende gewöhnlich im Unternehmen. So ist es kaum verwunderlich, dass bei der Arbeit auch mal Gefühle aufkommen und flirtende Blicke auf dem Flur oder über den Schreibtisch hinweg getauscht werden. Denn im Job verbringen die Menschen viel mehr Zeit als mit Freunden oder beim Hobby. Doch welche Regeln gelten für Flirt und Liebe bei der Arbeit?

Schweizer Unternehmen sind tolerant

In den USA gelten strikte Regeln für die Liebe am Arbeitsplatz. Konzerne verbieten dort explizit Liebschaften zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden. Oft ist es üblich, Paare schriftlich versichern zu lassen, dass die Beziehung freiwillig geführt wird. Dieses Vorgehen wird verständlich, wenn man bedenkt, dass dort rund jede fünfte gescheiterte Beziehung in einer Klage vor Gericht endet. Die Firmen versuchen, sich vor einer Klage wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz zu schützen. In der Schweiz haben Arbeitgeber diese Ängste nicht. Sie vertrauen darauf, dass ihre Angestellten den gesunden Menschenverstand einsetzen und erkennen, welches Verhalten angemessen ist und welches nicht. Allerdings dürfen Unternehmen in der Schweiz Beziehungen am Arbeitsplatz auch nicht verbieten. Klauseln dieser Art verstossen gegen das Persönlichkeitsrecht. So lange die Beziehung die Arbeitsleistung nicht beeinträchtigt, ist die Liebe im Job reine Privatsache.

Liebe am Arbeitsplatz macht produktiv

Liebe am Arbeitsplatz kann die Produktivität steigern. Paare im Job sind oft energiegeladen, engagiert und hoch motiviert. Das gilt zumindest, solange die Liebe hält. Deshalb freuen sich Unternehmen wie AXA-Winterthur, wenn Arbeitskollegen Beziehungen eingehen. Das gilt zumindest dann, wenn beide auf einer Hierarchieebene stehen. Bei Bedarf wird allerdings durchaus nach einer passenden Stelle für den Partner gesucht. Trifft Amors Pfeil Vorgesetzten und Untergebenen, möchte das Unternehmen informiert werden. Schliesslich müssen Bevorzugungen durch den Flirt im Job ausgeschlossen werden. Notfalls muss ein Partner versetzt werden.

Was tun, wenn es knistert?

Umfragen in Österreich und in Deutschland zeigen, dass mindestens jeder dritte Mitarbeitende Erfahrungen mit der Liebe am Arbeitsplatz macht. Immerhin ein Drittel der Paare, die sich über den Flirt im Job gefunden haben, tritt später vor den Traualtar. Damit ist der Arbeitsplatz ein erfolgreicher Heiratsmarkt, der es mit Dating-Portalen mehr als aufnehmen kann. Doch welche Regeln gelten für das Flirten im Job? Die folgende Übersicht gibt Ihnen einige Anregungen für das passende Verhalten:

  • Job ist Job: Um nicht unangenehm aufzufallen, trennen Sie Berufliches und Privates. Zärtlichkeiten, Liebesmails und auch Streitigkeiten haben am Arbeitsplatz nichts zu suchen – auch wenn es manchmal schwerfällt.
  • Paarfalle meiden: Auch wenn Paare gerne Zeit miteinander verbringen, sollten Sie sich bemühen, sich nicht zu sehr von den Arbeitskollegen abzugrenzen. Wer nur mit dem Partner essen geht und die eigenen Kollegen und die eigene Abteilung vernachlässigt, muss mit negativen Reaktionen rechnen. Versuchen Sie, nicht immer im Doppelpack aufzutreten.
  • Interna bewahren: Unternehmen erwarten, dass bestimmtes Wissen eine Abteilung nicht verlässt. Daher sollten Sie wichtige Dinge, die den Job betreffen, in Beziehungen nicht zur Sprache bringen. Sind Sie der Partner, der manches nicht erfahren darf, zügeln Sie besser Ihre Neugier.
  • Aus, Ende, vorbei: Die Liebe bei der Arbeit ist kein Garant für dauerhaft funktionierende Beziehungen. Nach dem Ende eines Flirts oder einer Beziehung müssen Sie sich professionell verhalten, so schwierig das auch sein kann. Das Unternehmen erwartet, dass Sie weiterhin gute Leistungen erbringen.

Liebe mit Gefälle

Wenn der Flirt im Büro zwei Mitarbeitende in ähnlicher Position betrifft, ist der Umgang einfacher. Schwieriger wird es, wenn Mitarbeitende und Vorgesetzte eine Beziehung eingehen. Denn naturgemäss besteht dann zwischen den Personen ein Abhängigkeitsverhältnis. Im Taumel der Gefühle kann es leicht zur Bevorzugung des Partners kommen. Daher ist es empfehlenswert, frühzeitig mit offenen Karten zu spielen. Personalverantwortliche und die Arbeitskollegen in der Abteilung sollten zeitnah informiert werden. Mitarbeitende könnten das Vertrauen in den Chef verlieren, wenn der Flirt im Office zu lange verheimlicht wird. Der Partner sollte darauf gefasst sein, dass Arbeitskollegen weniger offen mit ihm umgehen. Wer weiss schon, was ungefiltert an den Chef/Partner weitergetragen wird. Hier ist von beiden Beziehungspartnern viel Feingefühl gefragt. Je besser Liebe und Arbeit getrennt werden, desto höher ist die Akzeptanz im Unternehmen.

Liebe vs. sexuelle Belästigung

Gerade in der Anfangszeit ist die Liebe auf der Arbeit ein sensibles Thema. Falsch interpretierte Signale und ein forsches Vorgehen auf körperlicher Ebene oder anzügliche Bemerkungen können den Flirt im Job in sexuelle Belästigung umschlagen lassen. Wenn Sie an einem Kollegen oder einer Kollegin „interessiert“ sind, gehen Sie besser behutsam vor. Tasten Sie sich langsam heran und warten Sie ab, wie Ihr Gegenüber reagiert. So bleiben Sie auf der sicheren Seite und kassieren maximal einen Korb. Und vergessen Sie nicht, dass Sie auch dann noch zusammenarbeiten müssen, wenn der Flirt im Büro vorbei ist.
(Bild: Fotolia, nd3000)

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