Man könnte meinen, Marketing und Human Ressources seien zwei Abteilungen, die innerhalb eines Unternehmens wenig miteinander zu tun haben. Die Realität zeigt aber ein anderes Bild und so rücken die zwei Disziplinen immer näher zusammen. Vermehrt ist die Rede von HR-Marketing. Wie kann eine Zusammenarbeit aussehen und welche Synergien können genutzt werden?
Was ist HR-Marketing überhaupt?
Bei HR-Marketing geht es darum, die Fähigkeiten, das Wissen und die Erfahrungen aller Mitarbeitenden bestmöglich einzusetzen und so die Konkurrenzfähigkeit eines Unternehmens sicherzustellen. Das Hauptaugenmerk liegt darin, dieses Humankapital zu bündeln, zu nutzen und das Personal abhängig von ihren Kompetenzen und Kenntnissen in den idealen Positionen einzusetzen. Ausserdem verschafft sich das HR-Marketing ständig einen Überblick über den Arbeitsmarkt, um Personal zu binden und bei Bedarf einzustellen.
Erfolgreiche HR-Marketingstrategien
Das Marketing kommt beim HR-Marketing ins Spiel, sobald verschiedene Strategien eingesetzt werden, die wir vor allem vom Marketing kennen. Hier einige Beispiele:
Marktforschung
Damit Arbeitgeber das Angebot auf ihre Mitarbeitenden abstimmen können, sollten sie ihre Mitarbeitenden besonders gut kennen. Da dies in vielen Fällen schwierig ist, können Mitarbeiterbefragungen und Marktforschungen eine Möglichkeit sein. Erhebungen über Mitarbeiterzufriedenheit, Erwartungen und Bedürfnisse sowie über den Arbeitsmarkt ermöglichen es, das Angebot des Unternehmens an die (sich verändernden) Bedürfnisse der Mitarbeitenden anzupassen bzw. mit einem zeitgemässem Angebot an Benefits und entsprechenden Arbeitsbedingungen potentielle Mitarbeitende anzusprechen. Daher macht es Sinn, nicht nur im Marketing Forschungen und Umfragen durchzuführen, sondern mit derselben Professionalität auch bei internen Befragungen vorzugehen.
Employee Relationship Management zur Pflege der Mitarbeitenden
Oft endet die enge Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden und HR nach der Anstellung. Das Ziel des HR-Marketings ist es jedoch, langfristig für eine enge Beziehung zu sorgen. Genauso wie bei den Kunden (Customer Relationship Management) ist es auch beim Personal wichtig, dieses durch gezielte Massnahmen zu binden, also im Unternehmen zu behalten. Im Rahmen des Employee Relationship Management (ERM) können die Kompetenzen der Mitarbeitenden – etwa durch Trainings und Ausbildungen – ausgebaut und angepasst werden, die Karriere in eine bestimmte Richtung gelenkt und die Bezahlung angepasst werden. ERM kann auch über den Anstellungszeitrum hinausgehen, um für eine starke Employer Brand zu sorgen und die betroffenen Personen auch in Zukunft als potenzielle Mitarbeitende als Option zu haben.
Employer Branding
Genauso wie ein Unternehmen seine Produkte und Dienstleistungen nach aussen präsentiert und verkauft, so können die Arbeitsbedingungen und Benefits oder das Entwicklungsangebot für die Mitarbeitenden als Employer Brand genutzt werden und einen wesentlichen Teil für das Image als attraktiver Arbeitgeber beitragen. So kann Humankapital im Unternehmen effizient eingesetzt und aufgebaut werden. Eine gute Employer Brand kann nicht nur das Image als Arbeitgeber verbessern, sondern langfristig auch für mehr Umsatz und Unternehmenserfolg sorgen, denn diese Werte nehmen zunehmenden Einfluss auf die Kaufentscheidung der Kunden.
Synergien nutzen
Die Kunst des HR-Marketings besteht darin, dass die jeweiligen Synergien genutzt und sinnvoll eingesetzt werden. Beide Disziplinen können voneinander lernen und zusammenarbeiten.
Was HR von Marketing lernen kann
Genauso wie die Kundensegmentierung im Marketing kann auch im HR eine Segmentierung der Kandidaten erfolgen. Vor allem in grossen Unternehmen macht dies Sinn, weil so die verschiedenen Kandidaten-Gruppen bedarfsspezifisch angesprochen werden können. Wenn etwa im Marketing in Newslettern Kundengruppen als spezifische Personas angesprochen werden, dann sollte es auch möglich sein, potenzielle Kandidaten zu segmentieren und abhängig von ihrem Profil entsprechend mit ihnen zu kommunizieren. Genauso könnten Karrierewebseiten von Firmen nicht für sämtliche Stellen die gleiche Botschaft nach aussen tragen, sondern für jeweilige Berufsbereiche eine eigene, noch zielgruppenorientiertere Microsites kreieren. Dass der Teenager und der Pensionist nicht dieselben Kundenbedürfnisse haben, scheint allen klar, dass im Gegensatz dazu der Lernende und der 50+-Kandidat nicht dieselben Erwartungen und Ansprüche an ein Karriereportal haben, wird jedoch leichter übersehen. Ausserdem setzen viele Unternehmen zur erfolgreichen Kundenwerbung und Bindung soziale Netzwerke und Marketingtools ein. In vielen Fällen könnten diese auch für die Rekrutierung zum Einsatz kommen.
Was Marketing von HR lernen kann
Um das eigene Unternehmen und die eigene Marke zu kennen, muss man in erster Linie die Mitarbeitenden und das Unternehmen von innen kennen. HR kennt die einzelnen Personen und ihre Werte und stellt die Mitarbeitenden an erste Stelle. So kann das Marketing lernen, dass die Mitarbeitenden einen wesentlichen Teil zur Marke und zur Unternehmensphilosophie beitragen. So wie im HR sollte auch im Marketing nicht vergessen werden, das Menschliche in den Vordergrund zu stellen. Im Marketing sind Übertreibungen an der Tagesordnung, die für die Kunden nicht immer glaubwürdig sind. HR steht gewöhnlich für glaubwürdige und authentische Botschaften. Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit sollen sowohl in der Rekrutierung als auch in der Werbung eine wichtige Rolle spielen. Auch in punkto Nachhaltigkeit denkt HR gewöhnlich weiter nach vorne als die Marketing-Abteilung, in der es nicht nur um den Erfolg kurzfristiger Kampagnen, sondern um längerfristige Strategien gehen soll.
Die erwähnten Punkte zeigen auf, dass Marketing und HR in vieler Hinsicht voneinander profitieren können. Es liegt nun an jedem einzelnen Unternehmen, die Synergien idealmöglich zu nutzen und in Zukunft die Zusammenarbeit dieser wichtigen Abteilungen zu forcieren.