Doris Dinkel und die Chroniken der Bentex

Doris Dinkel Oktober 2016
Doris schäumte vor Wut. Schon wieder gibt es einen neuen Schichtleiter in der Produktion. Und man hatte sie nicht als Letzte, sondern einfach gar nicht informiert. Das war der dritte ungeplante Wechsel innerhalb von wenigen Wochen. Wie soll man seine Arbeit machen können, wenn ständig die Ansprechpersonen wechseln und dann keine Ahnung haben, was zu tun ist? Ist es denn zu viel verlangt, wenigstens eine E-Mail zu schreiben? Entrüstet verfasste sie eine Nachricht an Alina, die Chefin der Finanzabteilung. Es dauerte keine fünf Minuten, da erhielt sie bereits eine Antwort – und diese fiel anders aus als erwartet:

Liebe Doris
Danke für deine Nachricht. Ich kann total verstehen, dass es mühsam für dich ist. Da es vermehrt zu ähnlichen Situationen zwischen den «Büro-Bentexlern» und den «Produktions-Bentexlern» gekommen ist, haben wir das Problem nun in der Geschäftsleitung besprochen und packen es in den kommenden Tagen an.
Du kannst dich bereits auf morgen freuen, dann geht nämlich Phase 1 in die Umsetzung.
Liebe Grüsse Alina

Mit so einer Antwort hatte Doris nun wirklich nicht gerechnet. Dass das Problem offenbar erkannt wurde, fand sie gut. Jedoch konnte sie sich nicht vorstellen, wie die Bentex das lösen wollte. Mit den «Büro-Bentexlern» und den «Produktions-Bentexlern» prallten zwei komplett gegensätzliche Welten aufeinander. Die Produktionsleute waren von einem völlig anderen Schlag als die Büroleute. Oftmals waren sie schon jahrzehntelang bei der Bentex beschäftigt. Dadurch, dass sie in Schichten arbeiteten, hatten sie einen völlig anderen Rhythmus als die Büroleute. Dazu kam noch, dass sie nicht den ganzen Tag am Computer sassen. Dadurch war es extrem schwierig, eine funktionierende Kommunikation zu gewährleisten.
Als Doris am kommenden Morgen die Bentex betrat, befürchtete sie, einen Firmenanlass verschwitzt zu haben. Im Eingangsbereich war eine riesige Plakatwand aufgestellt, auf der verschiedene Bentex-Bilder abgedruckt waren. Einige zeigten die Produktion, andere die Büroräume. Quer über alle Bilder stand geschrieben: Der Countdown läuft – noch sieben Tage bis zur Bentex-App. Prominent in der Mitte des Eingangsbereichs stand ein riesiger, ebenfalls mit Bildern bedruckter Stehtisch aus festem Karton. Doris nahm sich einen der Flyer, die darauf aufgelegt waren. «Tolle Idee Alina», dachte Doris, als sie auf dem Weg zu ihrem Arbeitstag zu lesen begann.
«Guten Morgen Sonja, hast du das mit der App schon gesehen?», fragte Doris ihre Arbeitskollegin. «Ja klar, führte ja kein Weg dran vorbei», schmunzelte Sonja. «Echt eine super Idee! Endlich wird etwas unternommen und wir können die App bereits in einer Woche downloaden», schwärmte Doris. Die beiden Frauen studierten den Info-Flyer ausführlich. «Wow schau mal, wir können alle Einsatzpläne der Produktion einsehen. Nie wieder unbekannte Ansprechpersonen – endlich!», jubelte Doris. «Sieht vom Design her irgendwie wie meine Facebook-Wall aus. Ich kann sogar Bilder hochladen», sagte Sonja und zeigte auf ein Illustrationsbild auf der Rückseite des Flyers. «Und einmal pro Monat gibt es ein Portrait über einen Mitarbeitenden», freute sich Doris. «Das werden dann die Chroniken der Bentex“, scherzte sie. „Ha, lach ja nicht über die Bentex-Chroniken. Ich sag dir, die werden umfangreicher als die Brockhaus Enzyklopädie. Schau mal hier“, sagte Sonja und hielt Doris ihren Flyer unter die Nase. „Jeder Mitarbeitende kann seine besten Bentex-Momente posten und wer am Ende des Monats die meisten Likes hat, kriegt einen REKA-Check für 10 Franken. Echt nicht schlecht!“, staunte sie. „Doris, ich weiss auch schon, was dein Bentex-Moment diesen Monat ist“, fuhr Sonja aufgeregt fort, „und zwar als du vergangene Woche die Einführung unseres neuen Ablagesystem von zu Hause aus gemanagt hast – mitsamt krankem Baby. Wenn diese Aktion nicht echt super war, dann weiss ich auch nicht.“ Dieser Tag war Doris noch allzu gut im Gedächtnis: „Ja, aber ganz einfach war’s nicht. Zum Glück hat alles geklappt. Ein Bild von mir am Telefon mit meinem armen kranken Liebling im Arm und seiner Rotze überall an meinen Kleidern, das wäre ja echt peinlich gewesen. Aber weisst du was, wahrscheinlich hätt ich’s sogar wirklich gepostet, denn dann kann keiner mehr behaupten, Home Office sei ein Zuckerschlecken. Ich denke, diese App wird uns neben Peinlichkeiten und einsehbaren Arbeitsplänen auch mehr Verständnis füreinander bringen können.“
Das Zeitalter der Digitalisierung hat begonnen – nur leider sind viele Unternehmen noch nicht dort angekommen. Vor allem Unternehmen wie die Bentex, die in Produktion und Büro aufgeteilt ist, stehen vor der immer schwieriger werdenden Herausforderung, diese beiden Bereiche kommunikativ zu verbinden. Denn Kommunikativ ist essentiell für eine gemeinsame Kultur, gegenseitige Wertschätzung und eine funktionierende Zusammenarbeit.

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