Die Pendlermobilitätsstudie des Bundesamts für Statistik hat das Pendlerverhalten in der Schweiz 2014 unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Pendlerbereitschaft zunimmt, werfen aber auch Fragen und Perspektiven auf. Erfahren, wie weit, mit welchen Verkehrsmittel und wie lange die Schweizer Bevölkerung pendelt.
Wie lange sollte der Arbeitsweg sein?
Eines steht fest: Ohne Pendeln geht nichts mehr. Insgesamt mussten 2014 3,9 Millionen Erwerbstätige in der Schweiz zum Aufsuchen ihres Arbeitsplatzes ihr Wohngebäude verlassen und zählen daher zu Arbeitspendlern. 70% der Pendelnden arbeiten ausserhalb ihrer Wohngemeinde.
Der durchschnittliche Arbeitsweg lag 2014 bei 14,5 Kilometern pro Strecke, im Vergleich dazu waren es 2000 noch 1,6 Kilometer weniger. Mehr als 4% aller Erwerbstätigen nehmen einen Arbeitsweg von mehr als 50 Kilometer in Kauf, wobei die Bereitschaft zu weiteren Pendlerstrecken bei höheren Ausbildung tendenziell steigt.
Um zur Arbeitsstätte zu gelangen, benötigten die Pendelnden landesweit im Durchschnitt 30 Minuten, ca. sieben Minuten mehr als noch im Jahr 2000. Aber auch Pendlerzeiten über einer halben Stunde sind nicht selten. So brauchen 32% über 30 Minuten und 8% müssen sogar mehr als eine Stunde pro Strecke einplanen. Obwohl in den grossen Städten die Distanzen zum Arbeitsweg in der Regel geringer sind, sind die Arbeitswege aufgrund der langsameren Verkehrsmittel und des intensiven Verkehrs in der Regel länger. Ganz besonders trifft dies auf die Städte Zürich und Genf zu.
Auto immer noch Hauptverkehrsmittel, aber Zug im Vormarsch
Es mag erstaunen, aber das Auto wird nach wie vor von mehr als der Hälfte aller Pendler als Hauptverkehrsmittel genützt. Der Wert ist seit 1990 in etwa konstant. Der Zug hat an Beliebtheit gewonnen und wird von etwa 16% als Hauptverkehrsmittel genutzt. Des Weiteren sind der öffentliche Strassenverkehr (Trams und Busse) mit 14% und das Velo mit 9% bzw. relevant. Etwa 6% der Pendler legen den Weg zur Arbeit zu Fuss zurück. Interessantes Detail am Rande: Der Anteil der Autopendler liegt bei Männern fast über 10% über jenem der Frauen. In städtischen Bereichen sind die Bahn und der ÖV mehr genutzt, während in besonders ländlichen Regionen das Auto klare Nummer 1 ist.
Die neuesten Zahlen bestätigen, dass in vielen Fällen das Erreichen des Arbeitsplatzes ohne längeren Arbeitsweg und lange Anreisezeit nicht möglich ist. Die Mobilität der Arbeitnehmer steigt konstant und Pendeln ist für die meisten Beschäftigten integrierter Bestandteil des Arbeitslebens. Dennoch kann auch das Pendeln an seine Grenzen stossen. Wer täglich etwa zwei Stunden pendeln muss, verliert dabei wertvolle Freizeit und mitunter Lebensqualität. Ein Faktor, der sich negativ auf die Work-Life-Balance auswirken kann. Für ausreichend Erholungsphasen ist zu sorgen.
Alternative Home-Office, um Peldeln zu reduzieren
Um den Pendlerverkehr zu reduzieren, kann Home-Office eine Alternative sein und für viel Zeitersparnis sorgen. Eine Möglichkeit ist Telearbeit, bei der die Mitarbeitenden etwa einmal pro Woche ihre Arbeit von zu Hause erledigen. Selbst Meetings und Konferenzen können heute vielfach per Videokonferenz durchgeführt werden und erfordern keine physische Präsenz im Büro. Auch der Faktor Umwelt und Lärm durch den Verkehr sind zu bedenken. Auch wenn Beschäftigte Bereitschaft zum Pendeln bekunden, so werden durch die Bahn und vor allem durch den intensiven Autoverkehr das Klima extrem belastet. Zu Spitzenzeiten sind sowohl die Strassen als auch die Züge oftmals überfüllt und die Kapazitäten der Infrastruktur stossen an ihre Grenzen.
Wie lange Pendelzeiten sind zumutbar und wie können sie entschädigt werden?
Bereits beim ersten Jobinterview wird der Arbeitsweg und Pendeln zum Thema. Sollen Sie Mitarbeitende bevorzugen, die näher an der Arbeitsstelle wohnen, um so das Pendeln zu reduzieren? Das Risiko für Verspätungen aufgrund von Stau, Zugausfällen oder Stellwerkstörungen bei kürzeren und schnelleren Pendeln geringer und lange Pendelzeiten können zu einem Demotivations-Faktor werden. Andererseits sind qualifizierte Fachkräfte einfach oft weit vom Wohnort entfernt, sodass es keine Alternative zum längeren Pendeln gibt. Ob jedoch mehr als zwei Stunden pro Tag Pendeln zumutbar sind oder damit schon die Schmerzgrenze erreicht ist, muss in den Einzelfällen geprüft werden. Um die Pendlertätigkeit der Mitarbeitenden zu honorieren, besteht die Möglichkeit, sich an den Fahrkosten zu beteiligen oder ein Halbtax-Abo kostenlos zur Verfügung zu stellen. Es gibt es ausserdem Unternehmen, die die Zeit im Zug als Arbeitszeit akzeptieren.
Auch wenn Pendeln in der Schweiz zum Massenphänomen geworden ist und von den meisten Arbeitsnehmern als „notwendiges Übel“ akzeptiert wird, so ist es dennoch als Faktor, der das Leben der Arbeitnehmer beeinflusst und daher bei der Rekrutierung und Work-Life-Balance beachtet werden soll.