Dies macht das Unternehmen Salesforce alljährlich, und zwar in gigantischem Ausmass. Es lädt zur grössten Software-Veranstaltung der Welt ein: zur „Dreamforce“. Und thematisiert die Armut auf der Welt. Oder die Umwelt. Burn-out. Philosophische Themen.
Marco Heinrich, Teamleiter Sales Operations, war an der Dreamforce und berichtet, wie er ein Unternehmen erlebte, das an der Spitze des Erfolges praktisch alles erreicht hat und nun noch höhere, ethische und gesellschaftliche Ziele verfolgt.
Lieber Marco, erzähl doch kurz, was du an der Dreamforce angetroffen hast.
Es war ein gigantischer Event, der während vier Tagen in der Stadt omnipräsent war. Am Flughafen hingen grosse Plakate und in der Stadt fuhren viele Busse, Taxis und Rikschas mit Salesforce-Schriftzügen. Leute mit Dreamforce-Rucksäcken waren überall. Man erkannte sich untereinander sofort. Hilfsbereite Salesforce-Mitarbeitende standen an jeder Ecke und gingen auf einen zu. Dadurch fühlte ich mich stets ein bisschen wie zu Hause.
Was waren deine Erwartungen an die Dreamforce?
Na ja, Salesforce ist ein amerikanisches Unternehmen. Ich erwartete also, dass sie auf die bekannte euphorische Art und Weise zeigen, wie supercool sie sind, und dass sie letztlich nur ihre Produkte verkaufen wollen.
Und was hast du angetroffen?
Ich war überrascht, dass am Event nicht in erster Linie das Business im Mittelpunkt stand, sondern der Mensch: Der Mensch mit all seinen Bedürfnissen stand im Zentrum. Ich hätte nicht erwartet, dass die Armut auf der Welt thematisiert wird. Oder die Umwelt. Burn-out. Philosophische Themen. Ich hätte auch nicht erwartet, dass man Pingpong spielt, DJs Platten auflegen, Tanzgruppen auftreten und man bei karitativer Arbeit mithelfen kann. Die Teilnehmer konnten so sein, wie sie wollten. Niemand war fehl am Platz.
Natürlich zelebrierten sie auch sich selber und einiges empfand ich als Schweizer dann doch etwas übertrieben. Aber irgendwie geschah vieles auf eine sympathische, verspielte Art und mit einem Augenzwinkern. Es wirkte auf mich wie eine Mischung aus Woodstock und Business.
Da lädt eine Firma zu einem gigantischen Happening ein ohne offensichtliches Verkaufsförderungsziel. Nimmst du ihr das ab?
Ja. Die Firma ist an der Spitze und hat sehr vieles erreicht. Das Zitat von Tony Robbins trifft ihre Einstellung sehr gut: „Success without fulfillment is the ultimative failure.“ Darum geht es Salesforce. Nur noch erfolgreicher zu werden, ist langweilig. Sie sehen einen grösseren Auftrag. Erfolg ist nur ein Zwischenziel. Der geschäftliche Erfolg ist für Salesforce die Ressource, um mehr Verantwortung für die Gesellschaft und die Welt zu übernehmen. Vielleicht ist es gerade diese Denkweise, die Salesforce so erfolgreich macht. Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Erfolg schafft Vertrauen und Vertrauen ist die Voraussetzung, dass Firmen wie wir bereit sind, einen grossen Teil unserer Daten und Prozesse Salesforce anzuvertrauen.
Salesforce als grosses erfolgreiches Unternehmen steckt mit seiner Denkweise auch andere an. So kann man bei Partnerfirmen von Salesforce beobachten, wie sie anfangen Salesforce nachzuahmen. Wenn die grossen Unternehmen ihre Vorbildfunktion wahrnehmen, wirkt das auf kleinere. So kann eine solch verantwortungsvolle Haltung ein Bedürfnis in der Gesellschaft wecken.
Du hast viele Mitarbeitende von Salesforce angetroffen. Wie wirkt sich diese Kultur auf die Mitarbeitenden aus?
Ich empfand alle Personen von der untersten bis zur obersten Hierarchiestufe als sehr motiviert. Sie machten mehr, als sie mussten. Ein Beispiel: Ein Mitarbeitender hatte die Aufgabe, die Teilnehmer zu kanalisieren und sie an die richtigen Orte zu lotsen. Zusätzlich hat er von sich aus ausgerufen, wo und wann die nächsten Events und Aktivitäten stattfinden. Seine ansteckende, fröhliche Art motivierte, die angekündigten Veranstaltungen zu besuchen. Was mir auch aufgefallen ist: Trotz der Massen hatte ich immer das Gefühl, als Individuum, als Persönlichkeit wahrgenommen zu werden. Eben: der Mensch im Mittelpunkt.
Damit das funktioniert, braucht es eine Leitfigur. Die hat das Unternehmen mit Marc Benioff (CEO und Gründer). Seine Persönlichkeit ist stark zu spüren. Er ist überall präsent, es scheint ihm wirklich Spass zu machen. Er hat auf mich sehr authentisch gewirkt. Er hätte wohl auf Fragen immer gleich reagiert – ob nun drei oder 5’000 Personen zuhören.
Mich hat diese Einstellung von Salesforce beeindruckt und ich wünsche mir, dass in der Wirtschaft weitere solche Beispiele auftauchen.