Die Idee, einen Blogartikel über dieses Thema zu schreiben, kam eigentlich von meinem Mann. Als er mir die Frage stellte: „Und was meinst du dazu?“, war ich eigentlich meinungslos. Und ich bin es nach wie vor. Das Angebot (wie alles andere im Leben) hat Vor- wie auch Nachteile. Für manche Frauen ist diese Option eine positive und berechtigte Nebenleistung, für andere eine inakzeptable Lösung und ein weiteres Hindernis zwischen Karriere und Mutterschaft. Deshalb musste ich sehr lachen, als ich den Blog-Beitrag von Emma Barnett las. Er ist sehr witzig geschrieben und vor allem in einigen Punkten sehr zutreffend.
Ich habe auch mit ein paar Freundinnen über dieses Thema gesprochen. Viele meiner Kolleginnen haben tolle Jobs und einige sind in der HR-Branche tätig. Die Reaktionen waren eher negativ wie z. B. „Uhhh nein, das geht gar nicht!“ oder „Facebook und Apple möchten einfach nicht, dass Frauen in ihren Unternehmen schwanger werden“ oder „Na ja, so etwas funktioniert vielleicht in Amerika, wo sich alles nur um das Thema Effizienz dreht, aber sicher nicht in der Schweiz“.
Aus Neugier habe ich dann noch unserer HR-Leiterin Cornelia Koeninger ein paar Fragen gestellt:
Liebe Connie, was ist deine Meinung dazu? Würdest du dich für so eine Nebenleistung einsetzen?
Ich bin der Meinung, dass die Familienplanung eine rein private Sache ist. Ob dieser „Fringe Benefit“ hilft, den Frauen die Entscheidung zwischen Karriere und/oder Familie zu erleichtern, bezweifle ich. Für das Unternehmen ist der Zeitpunkt einer Schwangerschaft von einer Mitarbeiterin sowieso nie der richtige. Deshalb würde ich mich eher für eine Inhouse-Kinderkrippe einsetzen als für das „Egg-Freezing“.
Sind in deinen Augen Facebook und Apple noch frauenfreundlichere Unternehmen dank dieser Nebenleistung?
Ich finde es gut, dass die Unternehmen immer mehr frauenfreundliche Angebote offerieren. Dieser „Fringe Benefit“ scheint mir allerdings aber schon recht gesucht.
Wie am Anfang erwähnt hat alles im Leben Vor- und Nachteile. Ich finde es grundsätzlich gut, dass Facebook und Apple diese Option anbieten. Die zwei Unternehmen haben mit diesem Schritt den Frauen eine weitere Möglichkeit eröffnet.
Das Thema wurde – vor allem in Amerika – oft und offen diskutiert. Frauen haben sich darüber Gedanken gemacht und infolgedessen haben wir uns alle eine Meinung gebildet. Nicht zuletzt aus diesem Grund finde ich die „Egg-Freezing“-Option einen interessanten Ansatz.
Für mich stellt sich einfach die Frage, ob diese Option auch einen effektiven Nutzen bietet. Ganz konkret: Die Menschen verändern sich laufend. Unsere Bedürfnisse, unsere Erfahrungen, unsere Wünsche und Vorstellungen ändern sich mit der Zeit. In meinen Zwanzigern zum Beispiel war das Thema Kinder und Familie für mich weit weg. Ich hatte gerade meinen Uni-Abschluss erfolgreich bestanden und wollte endlich mit dem „Erwachsenen“-Leben anfangen :-). Mit 30 hatte ich immer noch keinen starken Kinderwunsch. Mit 33 auch nicht. In dieser Zeit war mir die Karriere wichtiger. Ich wollte noch ein paar Jahre im Ausland verbringen und irgendwann für einen grossen internationalen Konzern arbeiten. Plötzlich hat sich aber alles ziemlich schnell geändert: meine Prioritäten, meine Wünsche, meine Lebensvorstellungen. Ich wäre also sicher gar keine gute Kandidatin für so eine Nebenleistung gewesen und sie hätte mich auch nicht interessiert.
Ich frage mich nur, wie Apple und Facebook auf diese Idee gekommen sind? Gab es eine interne Umfrage? Eine Marktstudie? Ist das „Egg-Freezing“-Angebot das Resultat einer Brainstorming-Session? All diese Fragen habe ich Apple und Facebook übrigens via Mail gestellt, aber bis heute keine Antwort erhalten ;-).
Und übrigens: Wieso nicht die gleiche Nebenleistung auch Männern anbieten? „Sperm-Freezing“ wäre auch eine Möglichkeit. Ich finde es sehr schade, dass die Entscheidung zwischen Karriere und Familie nach wie vor immer auf den Frauen lastet … und genau deswegen würde ich so eine Dienstleistung für beide Geschlechter anbieten.
Eins steht fest: In meiner sehr kleinen Stichprobenumfrage war das „Egg-Freezing“-Angebot gar keine Option. Wie auch immer – ich bin gespannt, was alle die HR-Profis dazu zu sagen haben. Ich freue mich auf eure Feedbacks!
Micol Rezzonico hat langjährige Erfahrung in der Schweizer Online-Recruiting-Branche. Von 2008 bis 2014 war sie bei JobCloud als Teamleiterin für den Bereich Brand & Kommunikation verantwortlich.