„Zeigt her Eure Löhne!“ Über Lohntransparenz in Stellenanzeigen.

Für einmal sind sich die Studien unterschiedlichster Herkunft einig: Im Bewerbungsprozess gibt es noch viel Luft nach oben. So ist in der Schweiz gerade einmal jede fünfte Kundin bzw. jeder fünfte Kunde zufrieden mit dem Kaufprozess beim Sonderangebot „Stelle“. Das sagt der 2014er Jahrgang des Prospective Trendreports. Auch in Deutschland sehen viele Bewerbende das Thema kritisch und machen zu oft schlechte Erfahrungen. Das liegt auch am mangelhaften Informationsgehalt von Stellenanzeigen, kommentiert Talents Connect die Resultate ihrer repräsentativen Umfrage bei über 1000 Deutschen.

Stellenanzeigen sind Werbeanzeigen
In der Tat: Stellenanzeigen sind vermutlich noch die allerletzten Werbeanzeigen, die von Laien gestaltet und getextet werden. So sehen sie dann auch aus. Fatal: Konkrete Informationen sind absolute Mangelware. Man verschweigt, was man zu bieten hat. Dabei wäre es ja eigentlich gar nicht so schwer. Umfragen wie die beiden eingangs erwähnten geben wunderbar Aufschluss, welche Informationen sich Bewerberinnen und Bewerber wünschen. Wobei Sie sich sogar selbst das schenken können: Überlegen Sie sich doch einfach selber, was Ihnen wichtig ist, wenn Sie mit einem neuen Job liebäugeln. Die Aufgaben, und zwar möglichst präzise? Firmenkultur und Umgang untereinander? Der Arbeitsplatz? Aufstiegsmöglichkeiten? Die Firma, Ihre Absichten und Produkte? Die Fringe Benefits? Na also, da haben wir doch schon einmal ein paar ganz konkrete Inhalte beisammen. Ach so, ja schön, sind Sie so ehrlich und ja, es bleibt unter uns… der Lohn ist Ihnen schon auch noch wichtig?! In Ordnung, dann schreiben Sie ihn doch auch einfach in Ihre Inserate – schliesslich haben alle anderen Werbeanzeigen für Produkte und Dienstleistungen auch ein Preisschild. Nichts also logisch – wäre es. Warum bloss tut es (fast) niemand? Warum tun Sie es nicht?
Mehr als ein Sommerlochthema: Lohntransparenz in Stellenanzeigen
Wir alle im HR schreiben uns das Eingehen auf die Bewerberbedürfnisse auf die Fahne. Manche schwadronieren gar von Bewerber Experience. Doch beim Thema Geld hört der Spass ganz offensichtlich auf. Dabei ist es doch völlig klar, dass das Geld ein wesentlicher Bestandteil der Kauf- bzw. Bewerbungsabsicht ist. Wenn Sie mir nicht glauben, dann vielleicht dieser Zahl: 74. 74 Prozent, um genau zu sein. Drei von vier Arbeitnehmenden wünschen sich konkrete Angaben zum Lohn bereits in den Stelleninseraten, so der „Candidate Insights – Bericht“ von Stepstone, welches 13’000 Menschen in Europa befragt hat.

Im Juli 2014 hat auch 20 Minuten die Lohnangaben in Stelleninseraten aufgegriffen. Das Thema hat bei den Leserinnen und Leser – und somit vermutlich auch bei Ihrer Zielgruppe! – den Nerv getroffen. Rund 150’000 mal wurde der Artikel aufgerufen. Und fast 10’000 Personen (!) haben Ihre Meinung zum Thema in einer Blitzumfrage kundgetan. Bilanz: 78 Prozent finden diese Information wertvoll. In Grossbuchstaben: FAST ALLE IHRER POTENZIELLEN BEWERBER MÖCHTE WISSEN, WAS ER/SIE BEI IHNEN VERDIENT. Nicht irgendwann, sondern schon vor dem Bewerbungsentscheid.
Liebe HR-Kolleginnen und Kollegen, es lässt sich nicht wegdiskutieren: Ihre Zielgruppen, Ihre künftigen Bewerberinnen und Bewerber wünschen sich Lohnangaben in Ihren Stelleninseraten. Ich freue mich auf viele Nachahmer – und auf Ihren Kommentar, Widerspruch oder die Ankündigung, Ihre Löhne transparent zu machen, am Besten gleich hier in der Kommentarfunktion dieses Blogs.
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