Frühlingserwachen, nicht nur in der Natur. In den letzten zwei Jahren wurden einige Start-ups gegründet, die sich mit der Empfehlung von Mitarbeitern auf ausgeschriebene Jobs beschäftigen. Eqipia ist eines dieser Unternehmen. Die Gründer Patrick Mollet und Markus Popp sind erfahrene Internet-Unternehmer und kennen die Bedürfnisse der Recruiter und Stellensuchenden sehr gut. Das tönt vielversprechend für blühende Geschäfte.
Die Problemstellung mit dem spannenden Potenzial
Wären da nur nicht diese Gewohnheiten der Personaler, die es Start-ups wie Eqipia nicht einfach machen, mit neuen Ideen durchzustarten. Aber zuerst einmal zur Problemstellung und dem spannenden Potenzial: Der grösste Teil der vakanten Jobs wird über das persönliche Netzwerk (ca. 30% der Anstellungen gem. JobCloud-Umfrage bei Stellensuchenden) neu besetzt. Oft sind es die engsten ArbeitskollegInnen, die ihre Bekannten und Verwandten auf die offene Stelle hinweisen und so gute Kandidaten für die Stelle finden. Doch wie lässt sich diese Macht der Empfehlung effizient und gut organisiert nutzen? Genau da liegt das grosse Problem oder besser die spannende Herausforderung für die zahlreichen Start-ups wie Silp, WHIZPER, RECOMY, BuddyBroker oder eben auch Eqipia.
Weshalb ist es so schwierig, Empfehlungen zu generieren?
Viele dieser Start-ups setzen auf eine finanzielle Entschädigung als Anreiz, um einen Job im eigenen Netzwerk zu empfehlen. Doch das hat bisher bei keinem Anbieter funktioniert. Jüngst musste in Österreich gerade WHIZPER die Geschäfte einstellen (Eva Zils berichtete darüber). Auch BuddyBroker, im letzten Jahr mit dieser Idee gestartet, hat schnell verstanden, dass mit Geldanreiz keine genügende Empfehlungsdynamik entsteht. Das hat mir Flurin Müller, der Gründer von BuddyBroker, kürzlich erzählt.
Was Eqipia clever löst … und von Arbeitgebern genutzt werden sollte
Der Schlüssel zum Empfehlungserfolg dürfte in der Qualität der Beziehung und der Stärke der Motivation für eine Job-Empfehlung liegen: Wer hat ein echtes Interesse daran, passenden KollegInnen (und nicht allen 400 Facebook-Freunden) einen Job zu empfehlen? Eqipia ist davon überzeugt, dass es die Leute aus dem Team sind, die eine neue Arbeitskollegin oder einen Kollegen suchen. Und das tönt für mich absolut nachvollziehbar.
Die Lösung von Eqipia ermöglicht es Arbeitgebern, bei einer ausgeschriebenen Stelle sehr einfach das Team zu visualisieren (auf Basis von XING- oder LinkedIn-Profilen) und es für die Weiterempfehlung der Stelle zu aktivieren. Patrick Mollet berichtete mir im Gespräch von rund 200 Jobansichten, die aus Empfehlungen des Teams generiert werden. Leider gibt es von den Kunden noch keine Erfahrungswerte zur Anzahl der Bewerbungen und Anstellungen. Aber bei 200 Jobansichten in einer qualitativ guten Zielgruppe darf man mit ein paar guten Bewerbern rechnen.
Es gibt einige Arbeitgeber, welche die Eqipia-Lösung bereits gekauft haben. Ein paar davon nutzen das Produkt auch regelmässig. Die grösste Herausforderung für Start-ups wie Eqipia liegt halt in den Gewohnheiten der Recruiter. Es braucht Zeit und viel interne Überzeugungsarbeit, damit aus jahrelangen Gewohnheiten eine Offenheit für vielversprechende Neuerungen entsteht. Patrick Mollet sagte mir, dass ein Arbeitgeber den besten Erfolg hat, wenn die Neuerung vorerst in einem der Teams eingeführt und dann schrittweise ausgeweitet wird. Die Mitarbeiter sind nämlich begeistert von Eqipia und helfen gerne mit, ihre neuen Arbeitskollegen zu finden.
Also nichts wie los. Just do it.
Michel Kaufmann ist im Verwaltungsrat der JobCloud. Von 2001 bis 2014 engagierte er sich mit Aufgaben im Product Management, der IT und dem Marketing für den Ausbau des Stellenportals und der Marke jobs.ch. Seine langjährigen Erfahrungen in der Online Rekrutierung und dem Markenaufbau bilden den Hintergrund für seine Artikel in diesem Blog.