Personalmangel im Gesundheitswesen

Dominik LehmannDas Thema Personalmangel im Gesundheitswesen wird immer wieder in der Presse und der Blogsphere aufgegriffen. Jörg Buckmann hat vor einiger Zeit einen sehr guten Artikel dazu geschrieben. Wieso Employer Branding und Personalmarketing eine wichtige Rolle in diesem Bereich spielen, zeigt ein Interview auf saatkorn auf.
So ist es nun auch Zeit für uns „jöbsler“, einen Artikel über dieses Thema zu schreiben. Daher die Idee, ein Interview mit Herrn Lehmann, Leiter Geschäftsbereich Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung bei CURAVIVA Schweiz, zu führen (Danke, Herr Lehmann, fürs Mitmachen).

… aber bevor ihr weiterlest, hier noch ein (altes ) Video, das die Problematik sehr gut zeigt: do.it.yourself.hospital.
Herr Lehmann, Sie sind Leiter Geschäftsbereich Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung beim nationalen Dachverband CURAVIVA Schweiz. Können Sie uns bitte erklären, welche Ziele CURAVIVA Schweiz verfolgt und welche Themen momentan im Mittelpunkt stehen?


Der Dachverband CURAVIVA Schweiz vertritt auf nationaler und interkantonaler Ebene die Interessen von über 2’500 Mitgliederinstitutionen in den Bereichen „Menschen im Alter“, „Erwachsene Menschen mit Behinderung“ sowie „Kinder- und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen“. CURAVIVA Schweiz initialisiert Forschungsprojekte und beteiligt sich an solchen, erstellt Fachpublikationen, publiziert nebst Studienresultaten, Empfehlungen und Checklisten die monatlich erscheinende Fachzeitschrift Curaviva und offeriert seinen Mitgliederinstitutionen nebst aktiver Interessenvertretung in sozial-, gesundheits- und bildungspolitischen Anliegen bedarfsorientierte und qualitativ hochstehende Dienstleistungs- und Bildungsangebote. Der nationale Dachverband ist DIE Informations- und Meinungsbildungsplattform der Heimbranche – so auch gegenüber den Medien.
Momentan stehen bei CURAVIVA Schweiz unter anderem die Themen Personalmangel, Pflegefinanzierung, Demenz, Palliative Care, Alter und Behinderung, neue Ausbildungsabschlüsse, Integration von Menschen mit Behinderung, UNO-Behindertenrechtskonvention, Sozialraumorientierung der Kinder- und Jugendinstitutionen, digitale Medien und Jugend im Mittelpunkt.
In der Presse wird immer wieder über den Personalmangel in der Pflege berichtet. Diese deckt aber ein sehr breites Spektrum an Stellen ab. Können Sie uns sagen, welche Stellen in Ihren Bereichen schwierig zu besetzen sind?
Im Bereich „Menschen im Alter“ sind es ausgebildetes Pflegepersonal, insbesondere auf Tertiärstufe, sowie Führungspersonen für die Pflege. Im Bereich „Erwachsene Menschen mit Behinderung“ ist es Fachpersonal für die Betreuung von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung. Im Bereich „Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen“ sind es Heilpädagoginnen und Heilpädagogen mit einer fachspezifischen Ausbildung für den stationären und teilstationären Bereich sowie qualifiziertes Führungspersonal.
In welchen Ländern rekrutieren Sie sonst noch, wenn diese Stellen nicht mit Schweizer Arbeitnehmern besetzt werden können?
Ein Grossteil unserer Mitgliederinstitutionen sucht primär im umliegenden Ausland. Falls dies erfolglos ist, suchen die Mitglieder im restlichen EU-Raum.
Welche Mittel werden vor allem eingesetzt, wenn man im Ausland rekrutiert? 
Ausschreibung der Stellenangebote in Fachzeitschriften oder bei Online-Jobportalen wie unserem, jobs.ch?


Ganz genau. Primär sind es Ausschreibungen der Stellenangebote in Fachzeitschriften, bei Online-Jobportalen wie zum Beispiel jobs.ch sowie auf der Website der jeweiligen Institution. Zudem werden diese auch auf dem eigenen Online-Stellenportal www.sozjobs.ch publiziert. Stellenausschreibungen der Personalberatung von CURAVIVA Schweiz werden auch auf der Website des nationalen Dachverbandes aufgeschaltet.
Welchen Einfluss hat Ihrer Meinung nach die Entscheidung der Schweizer Bevölkerung bezüglich der „Masseneinwanderungs-Initiative“ vom Februar?
Die Heime und sozialen Institutionen engagieren sich sehr stark für die Ausbildung von Nachwuchskräften. Dies reicht jedoch nicht aus, um den Bedarf abzudecken. Somit sind unsere Mitgliederinstitutionen heute auf ausländisches Personal angewiesen. Dies wird auch morgen noch so sein. Da die Umsetzung dieser Initiative jedoch noch nicht klar ist – sprich die Kontingente noch nicht definiert sind –, lassen sich die konkreten Auswirkungen noch nicht beurteilen. Wir bleiben in dieser Sache jedoch mit Hochdruck am Ball – denn genügend Personal ist für unsere Mitgliederinstitutionen absolut elementar.
Auslandsrekrutierung ist eine der Lösungen für diese Problematik. Aber da auch andere europäische Länder mit einem Personalmangel zu kämpfen haben, brauchen wir sicher langfristig eine oder mehrere neue Lösungen. Wie könnte die Schweiz/Europa diesem Mangel begegnen? 
CURAVIVA Schweiz setzt sich aktiv dafür ein, dass in der Schweiz genügend Personal ausgebildet wird. Der nationale Dachverband konzentriert sich ausschliesslich auf landesinterne Massnahmen. Dazu gehören Massnahmen zum Personalerhalt, zur Personalgewinnung (Neueinsteiger) sowie zur Ausbildung von genügend Personal. Konkret sprechen wir hier von Zielen wie genügend Ausbildungsplätze, bessere Finanzierung der Berufsbildung, Einführung der Berufsprüfung Langzeitpflege und ‑betreuung sowie fachspezifische höhere Fachprüfungen, Stipendien, dass Erwachsene Ausbildungen machen können, sowie Beeinflussung des Images der Pflegeberufe.
Was muss im Markt/Schulsystem passieren, damit sich jüngere Leute für diese Karriere entscheiden?
Es braucht noch bessere Informationen – sprich eine Imagekorrektur in Bezug auf die Institutionen, in welchen tagtäglich anspruchsvolle und wertvolle Arbeit geleistet wird. Zudem braucht es eine bessere Ausbildungsfinanzierung in der Berufsbildung sowie konkrete und allgemein bekannte Laufbahnmöglichkeiten. Dazu gehört unter anderem die Einrichtung von Berufs- und höheren Fachprüfungen.
Genau deshalb hat CURAVIVA Schweiz auf seiner Website die Plattform Arbeitsplatz Heim eröffnet, auf der interessierten Personen die Berufsbilder und die konkreten Laufbahnmöglichkeiten präsentiert werden sowie den HR-Verantwortlichen in unseren Institutionen eine HR-Box mit konkreten Empfehlungen und Tools angeboten wird.
Nicht zuletzt braucht es in unserer Gesellschaft auch eine entsprechende Werthaltung gegenüber den älteren Menschen sowie den Menschen mit Behinderung.
Können Sie mir ein gutes Beispiel eines Kantons oder einer Schule nennen, der bzw. die in den letzten Jahren erfolgreich junge Leute rekrutiert hat? 


Die beiden neu geschaffenen Lehren Fachangestellte/r Gesundheit (FaGe) und Fachangestellte/r Betreuung (FaBe) sind eine ausgewiesene Erfolgsgeschichte. In kürzester Zeit sind diese zwei Lehren zu den am dritt- bzw. vierthäufigsten gewählten Berufen in der Schweiz aufgestiegen. Das heisst, in der Branche wurden extrem viele Lehrstellen geschaffen und gleichzeitig ist das Interesse bei den Berufswählenden markant gestiegen. Immer mehr junge Menschen erkennen, wie nachhaltig, sinnvoll und befriedigend die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, mit erwachsenen Menschen mit Behinderung sowie mit älteren Menschen ist.
Micol Rezzonico hat langjährige Erfahrung in der Schweizer Online-Recruiting-Branche. Von 2008 bis 2014 war sie bei JobCloud als Teamleiterin für den Bereich Brand & Kommunikation verantwortlich.

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