Vater. Ehemann. Geschäftsmann.

Vor etwa einem Monat habe ich den Artikel „Working Moms“ geschrieben. Ich hätte nie gedacht, dass ich darauf so viele interne und externe männliche Reaktionen erhalten würde. Als ich nach Hause kam, begrüsste mich mein Mann mit den Sätzen: „My love, very nice article you wrote in German. But what about the role and support of all the working dads out there in the world?“ Ähnliche Sprüche musste ich mir auch von meinen JobCloud-Kollegen anhören. Daher schreibe ich jetzt einen Blog über die Working Dads  und hoffe wieder auf ein paar Reaktionen. Immerhin haben die Männer recht: Die heutigen Papis spielen in vielen Fällen eine sehr aktive Rolle im Familienleben (ich schreibe bewusst „in vielen Fällen“ und nicht „in allen Fällen“, da sonst unsere Familienpolitik ganz anders aussehen würde ;-)).

Vor Kurzem habe ich einen Artikel zum Thema „Vater sein. Und jetzt?“ gelesen. Darin wurde erwähnt, dass immer mehr Männer mit postnatalen Depressionen zu kämpfen haben. Anscheinend geht nach der Geburt von Nachwuchs auch bei den Männern die Post ab, aber wie in vielen anderen Fällen gehen sie mit dieser neuen Situation ganz anders um. Meiner Meinung nach sehen sie es gelassener, nehmen den Stress mit mehr Humor als die Frauen und können auch besser damit umgehen, wenn das Familien- und Geschäftsleben nicht so optimal läuft. Und genau darüber möchte ich heute berichten.
Working Dad MichelMichel Kaufmann, Head of Marketing & Product, Vater von Sinan und Leyla
Michel, du bist bei der JobCloud AG in der Geschäftsleitung, führst ein Team von 16 Mitarbeitenden und hast noch VR-Mandate. Trotzdem verlässt du um 18 Uhr das Büro. Wie organisierst du dein Geschäfts- und Familienleben?
Ich bin ein Familienmensch und möchte mit meinen Lieben möglichst viel Zeit verbringen. Und ebenso möchte ich mit dem Team bei der JobCloud weitere Erfolge feiern können. Sicher profitiere ich von meiner 13-jährigen Erfahrung in der Firma und konzentriere mich auf die wesentlichen Aufgaben. Zudem habe ich ein motiviertes Team von langjährigen Kolleginnen und Kollegen, die sehr selbstständig und zielorientiert arbeiten.
Was sind deiner Meinung nach die Qualitäten von Working Dads gegenüber Working Moms? Was könnt ihr Männer besser?
Ich kenne viele Männer, die sich nicht nur im Beruf, sondern auch in der Familie engagieren und aktive Väter sein möchten. Das ist eine Doppelbelastung, wie sie auch die Working Moms erleben. Schlussendlich leisten beide Partner sehr viel, sei dies zu Hause oder im Beruf. Man sagt oft, dass Väter mit den Kindern grosszügiger und toleranter sind. Das ist für Väter vielleicht einfacher, weil wir die meiste Tageszeit ausser Haus verbringen und am Abend mit einer gewissen Distanz zum täglichen Familientrubel heimkommen.
In deinem Team sind im vergangenen Jahr drei Frauen Mütter geworden. Jetzt sind wieder alle zurück aus dem Mutterschaftsurlaub. Welche Veränderungen konntest du feststellen?
Als Vater von zwei Kindern weiss ich, wie einzigartig und anspruchsvoll die ersten Wochen und Monate mit einem Neugeborenen sind. Deshalb war es mir ein Anliegen, den drei Kolleginnen die Möglichkeit für einen längeren Mutterschaftsurlaub und einen Wiedereinstieg mit einem Teilzeitpensum zu bieten. Die Mutterschaft hat bei jeder der drei Frauen einen anderen Einfluss auf das Verhalten bei der Arbeit gehabt. Alle waren schon vorher sehr belastbar und leistungsorientiert. Eine effiziente Arbeitsweise ist bei allen noch wichtiger geworden, da sie die relativ kurze Präsenzzeit im Büro möglichst zielorientiert nutzen möchten. Und der berufliche Ehrgeiz wird im positiven Sinn etwas entspannter gelebt.
Marcel Würsch, Kundenberater, Vater von Leonardo und Milena
Marcel, du bist Papi von zwei Kindern. Wie sieht bei dir ein ganz normaler Wochentag aus und welche Rolle spielst du in deiner Familie?
Morgens zwischen 7 und 8 wacht meistens mein 3-jähriger Sohn auf und kommt zu uns ins Bett. Meistens wird dann gleich die ganze Familie geweckt. Nach kurzer Aufwachphase gibt es Frühstück. Danach gehe ich ins Office oder besuche meine Kunden. Am Abend komme ich nach Hause und werde meistens frenetisch begrüsst. Danach gilt bis zum Nachtessen die ganze Aufmerksamkeit den Kindern. Es ist dann schwer, mit meiner Frau ein Gespräch zu führen. Meine Frau ist sicherlich strenger als ich, weil sie den ganzen Tag mit den Kindern verbringt. Ich bin toleranter und lasse mehr durchgehen. Jedoch immer mit Grenzen. Ich pflege eine sehr enge Beziehung zu meinen beiden Kindern; dafür habe ich bewusst viele persönliche Interessen zurückgestellt. Es war für uns immer klar, dass wir gemeinsam für die Kinder da sein und uns über Werte und Methoden der Erziehung einig sein wollen. Es ist auch so, dass nachts auch ich aufstehe und nach dem Rechten sehe, wenn die Kinder krank sind, und nicht nur meine Frau.
Deine Frau hat sich entschieden, zu Hause zu bleiben, wird aber irgendwann wieder arbeiten gehen. Wärst du bereit, ein Jahr lang zu Hause zu bleiben und auf deine Karriere zu verzichten?
Ich könnte mir durchaus vorstellen, eine Auszeit zu nehmen und die Rolle meiner Frau zu übernehmen. Das könnte in Zukunft tatsächlich eintreffen. Jedoch nur so lange, bis die Kinder eine gewisse Selbstständigkeit erreicht haben respektive älter sind. Für immer würde ich das nicht wollen, auch für meine Frau nicht. Optimal wäre ein reduziertes Arbeitspensum. Das sieht in der Schweiz aber leider in der Theorie besser aus als in der Praxis. Dort sehe ich im Schweizer Arbeitsmarkt noch viel Potenzial. Ich stelle die Familie und meine Kinder über das Berufsleben und meine Karriere. Für mich ist es das Wichtigste im meinem Leben.
Working Dad VincVincenzo Carnuccio, Kundenberater, Vater von Nadja und Giorgio
Vincenzo, du hast zwei Kinder und deine Frau arbeitet noch 40 Prozent. Was ist für dich am anstrengendsten in dieser Situation und was am schönsten?
Das Anstrengendste für mich ist, eine Balance zwischen Alltagsstress und Familienleben zu finden. Man muss sehr viel organisieren und planen. Für Spontaneität bleibt sehr wenig Platz. Wenn ich dann aber mit den Kindern an einem Samstag alleine bin, geniesse ich die Zeit sehr, da wir viele Dinge zusammen unternehmen, die wir unter der Woche nicht machen können. Man geht sehr viel bewusster mit seiner Freizeit um.
Deine Ehefrau ist auch berufstätig. Was meinst du: Welche Sorgen beschäftigen dich, die sie nicht teilt oder mit denen sie anders umgeht?
Ich denke, das ist sehr unterschiedlich. Ich und meine Frau sind sehr auf unsere Kinder fixiert. Wir besprechen jeden Abend den Tag und unsere Sorgen. Wir versuchen immer zusammen einen Weg zu finden.
Die Väter erhalten 3 Tage bis 1 Woche Vaterschaftsurlaub. Ist das deiner Meinung nach genug oder würdest du ein anderes Modell vorziehen?
Ich finde die Zeit direkt nach der Geburt sehr wichtig und schön. Man muss erst mal das Vertrauen des Kindes und auch in sich selbst als Vater finden. Daher bin ich für einen längeren Vaterschaftsurlaub. Drei Tage sind sehr wenig, vor allem wenn man bedenkt, dass die Frauen erst 3–4 Tage später vom Spital nach Hause können, jedoch zum Teil noch immer auf Hilfe angewiesen sind.
Micol Rezzonico hat langjährige Erfahrung in der Schweizer Online-Recruiting-Branche. Von 2008 bis 2014 war sie bei JobCloud als Teamleiterin für den Bereich Brand & Kommunikation verantwortlich.

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