Ich gebe es zu: es gibt da eine Branche, die mich als Personalmarketer sehr interessiert, mit der ich aber am liebsten trotzdem nichts zu tun habe. Die Gesundheitsbranche. Der Name klingt zwar verlockend unverdächtig, ich bringe ihn aber halt wie wohl alle Menschen nicht mit Gesundheit, sondern mit dem Gegenteil in Verbindung.
Die Spitäler und Pflegeheime haben ja unter einem enormen Fachkräftemangel zu leiden. Hier ist die Demografiewelle bereits mit voller Wucht über die Rekrutierungsabteilungen hinweggerollt. Schon stehen nicht mehr die benachbarten EU-Länder als Rekrutierungsgebiete im Vordergrund, sondern Pflegekräfte aus Asien.
In letzter Zeit waren einige Anstrengungen der verschiedenen Spitäler und Pflegeheime spür- und sichtbar, um die gesuchten Zielgruppen mit gutem Personalmarketing von den Vorzügen des jeweiligen Arbeitgebers zu überzeugen. Ich denke da an die Hirslandengruppe, die eine bemerkenswert gute Karriere-Website betreibt und von der man auch sonst spürt, dass das Unternehmen viel von Marketing versteht. Ich meine das als Kompliment. Dann natürlich – ich gebe es zu – meine Lieblinge sind vom Pflegezentrum Reusspark in der Aargauer Provinz. Das Kantonsspital Nidwalden, das schon Vieles ziemlich gut macht, unter anderem ihre Arbeitgebervorteile im Detail herausstreicht. Andere, wie das Universitätsspital Zürich setzen auf Videos und machen die Berufe im wahrsten Sinne des Wortes anschaulich.
Letzte Woche machte mich nun Roger Bucher, der umtriebige Chef von Livejobs, auf sein neuestes Werk aufmerksam. Es stammt vom Stadtspital Triemli und Sie müssen es sich unbedingt ansehen:
Speziell, oder? Und untypisch. Und frechmutig! Allein schon dafür gratuliere ich Roger Bucher und vor allem auch den Kolleginnen und Kollegen vom Stadtspital Triemli. Um ganz ehrlich zu sein: Der im Stil eines Kino-Trailers aufgezogene Film hat mich nicht so angesprochen. „Wenn die Nacht am Dunkelsten ist, leuchten die Sterne umso heller und geleiten unseren Weg.“ Soso. Und etwas später: „Tauchen Sie ein in eine Welt, in der die Hilfsbereitschaft einiger Weniger den Weg von Vielen leuchtet.“ Hmm… bin ich da in einem Werbespot für einen Anfängerkurs in Esoterik gelandet? Oder, Schreck lass nach, spricht hier etwa gar Mike Shiva mit seinem Wanchai im Jenseits?
Natürlich, Werbung kann und soll überzeichnen. Und ich habe auch verstanden oder meine verstanden zu haben, dass der Film eine Art Persiflage auf die effektheischenden Hollywood-Trailer sein soll. Aber irgendwie ist der Funke bei mir einfach nicht so richtig gesprungen, obwohl das 1:25 Minuten Werk durchaus gut gemacht ist. Nun, meine temporäre Arbeitskollegin Katharina jedoch, sie ist Generation Y und studiert Journalismus und Organisationskommunikation, war hellauf begeistert. Ihr gefiel das Video. Sie fand es gut gemacht, temporeich, interessant und kreativ. Spannend, ist die Beurteilung dieses Videos vielleicht auch eine Generationenfrage? Wie denken Sie über das Video, liebe Leserinnen und Leser, Daumen hoch oder runter?
Auf Wieder-Sehen.
P.S. Danke, ich weiss schon, dass das Video weder Katharina, noch mir noch Ihnen gefallen muss, sondern den Zielgruppen. Ihre spontane Meinung interessiert mich trotzdem…