Die Zukunft der Rekrutierung von Auszubildenden sieht mancherorts ziemlich düster aus – Der Fachkräftemangel nimmt zu, zudem sind die Schülerzahlen rückläufig, was wiederum zu Lasten der Lehrberufe geht. Gerade für Unternehmen in Branchen mit rasantem Rückgang – zum Beispiel Elektronik, Maschinenbau oder Metallindustrie – ist es wichtig, Lehrstellen möglichst sowohl potentiellen Auszubildenden wie auch deren Eltern „schmackhaft“ zu machen.
Eltern sind für die jugendlichen Ausbildungssuchenden wichtige „Influencer“. Einerseits sind viele Lernende unter 18 Jahre alt und brauchen deshalb für alle Verträge und Abmachungen das Einverständnis ihrer Eltern. Andererseits sind Eltern auch wichtige Ansprechpartner und Vertrauenspersonen für die Jugendlichen, da sie im Gegensatz zu Gleichaltrigen bereits Erfahrungen in der Arbeitswelt gesammelt haben, mit Rat und Tat zur Seite stehen und bei Bedarf bei ihrem Nachwuchs auch „zwischen den Zeilen“ lesen können.
Unternehmen müssen die Eltern aktiv in die Lehrstellensuche ihrer Sprösslinge einbinden, und sich beiden Seiten ansprechend präsentieren. Zum einen sollte der Betrieb nicht ‚langweilig‘ wirken, da dies die Auszubildenden abschrecken könnte. Zum anderen ist es wichtig, dass der Auftritt trotzdem seriös wirkt. Beide Welten müssen abgedeckt sein: So könnte die Firmenwebsite zum Beispiel sowohl eine eigene Rubrik für Lernende, wie auch einen separaten „Eltern-Corner“ anbieten, in dem sich die Familie mit Informationen zu Veranstaltungen oder zu Weiterbildungsmöglichkeiten im Betrieb auf dem Laufenden halten kann. Beispiele hierfür sind die Schweizerische Post oder die Firma Stämpfli Publikationen AG. Zweitere ist ein Unternehmen mit rund 350 Mitarbeitenden und bietet über 30 Lehrstellen in sieben verschiedenen Berufen an.
Social Media Plattformen wie Facebook dürfen dabei keinesfalls ausser Acht gelassen werden: Sie bilden eine gute Grundlage für einen Dialog zwischen Unternehmen, Auszubildenden und Eltern. Die Reichweiten via Facebook und YouTube sind sehr gross. Unternehmen können beispielsweise per Video zeigen, wie eine Lehre über die Ausbildungszeit hinweg abläuft. Vom „Schnupper-Praktikum“ über die Aufgaben im Alltag von Lernenden bis hin zur Abschlussprüfung – das Ganze dann auf YouTube gepostet und parallel mit der eigenen Website verlinkt. Dazu noch einen Account auf Google+ und die Vernetzung – gerade mit Älteren – ist gegeben. Gezielte Werbung – online wie auch offline – in Form von Werbebannern, Inseraten, Anzeigen und Werbespots kann darüber hinaus noch helfen, die Zielgruppe auf die Facebook-Page oder Website zu führen. Diese muss dann aber auch regelmässig gepflegt und mit den aktuellsten Informationen gefüttert werden.
Und schliesslich ist auch der physische Kontakt mitentscheidend. So ist es wichtig, Eltern den Lehrbetrieb und die verantwortlichen Mitarbeitenden vorzustellen und ihnen die Möglichkeit zu geben, direkt vor Ort offene Fragen zu klären.
Einige Unternehmen bieten ab und an einen Elternabend an, damit die Eltern eine Chance haben, sich ein Bild davon zu machen, was hinter den Kulissen des Unternehmens abläuft und was ihre Söhne oder Töchter alles für Aufgaben zu bewältigen haben werden. Dies schafft Vertrauen und damit ein grundlegendes Fundament für erfolgreiche Rekrutierung von Lernenden – denn welche Eltern würden ihrem Kind schon eine Lehre in einem unsympathischen, intransparenten Unternehmen nahelegen?
Micol Rezzonico hat langjährige Erfahrung in der Schweizer Online-Recruiting-Branche. Von 2008 bis 2014 war sie bei JobCloud als Teamleiterin für den Bereich Brand & Kommunikation verantwortlich.