Social Media sind für Recruiter ein wichtiges Thema, das würde niemand ernsthaft bestreiten wollen. Auch jobs.ch selbst ist „social“ und setzt stark auf soziale Netzwerke, wie anhand dieser Beiträge sowie anhand unseres Engagements auf diesem Blog, auf Twitter, Facebook, XING, YouTube und Flickr einfach zu erkennen ist. Der Trend ist jedenfalls klar. Aber: Erlauben wir uns doch kurz, nochmal genauer hinzuschauen…
Social Media verändern natürlich einiges. Recruiter bekommen Zugang zu einer grossen Zahl von Kandidaten. Sie können diesen zuhören und mit ihnen direkt interagieren – und das alles erst noch gratis.
Nur: Ändern Social Media etwas an der inneren Logik der Rekrutierung? Wir behaupten: eigentlich nicht. Unternehmen sollen ihre Stelleninserate selbstverständlich überall posten, wo sie nur können – auch auf Social Networks. Das ist aber erstens nichts Neues und zweitens nicht wirklich eine Rekrutierungs-Strategie. Es bedeutet nur, dass Inserate geschaltet werden, wie es immer schon passierte.
Auch die Kontaktaufnahme mit Kandidaten und der Dialog sind nicht anders als vorher – eine Twitter-DM oder eine Facebook-Nachricht ist nicht viel anders als an eine E-Mail. Die meisten Nachrichten, die in sozialen Netzwerken direkt an eine Person geschickt werden, landen sowieso in deren E-Mail-Inbox. Zudem ersetzt dieser Vorgang das Telefonat oder persönliche Treffen in keiner Art und Weise. Am Ende müssen Personaler immer mit den Leuten sprechen – und dabei ist ein Telefongespräch doch auf jeden Fall ‚sozialer‘ als eine XING-Nachricht, oder?
Richtig interessant wird es bei der Identifizierung des „Best Match“, der am besten passenden Person. Ist diese Evaluation einfacher oder effizienter in den Social Media? Kaum: Die Informationen auf Twitter sind auf 160 Zeichen beschränkt. Die Suchfunktion auf Facebook ist nicht sehr ausgereift, ausserdem posten nur wenige Mitglieder überhaupt berufliche Informationen. Und XING oder LinkedIn? Nun, teilweise sehen die hinterlegten Profile tatsächlich schon fast wie CVs aus – aber eine grosse Zahl ist nur unvollständig oder ungeschickt ausgefüllt. Ausserdem wandelt sich die Menge der Mitglieder irgendwann vom Vorteil zum Problem: Je mehr Leute im Netzwerk sind, desto geschickter muss nach den besten Talenten gesucht werden, was gar nicht so einfach ist. Da verhilft der Blick in das firmeninterne Archiv der Spontanbewerbungen wahrscheinlich schneller und treffsicherer zu einem geeigneten Kandidaten.
Fassen wir zusammen: Der Faktor „Mensch“ ist genauso wichtig wie früher. Zielführende Kommunikation, ein echter Dialog, der Aufbau eines tragfähigen Beziehungsnetzes, das Gespür für sein Gegenüber im persönlichen Gespräch: All das hat sich kein bisschen verändert. War „Recruiting“ nicht immer schon „Social“? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!
Übrigens: Besuchen Sie uns an der Personal Swiss am Stand A.02, Halle 5. Am Mittwoch geben wir dem Thema «Direktansprache in der Rekrutierung» im Rahmen unseres Podiums Raum: Mittwoch, 10. April 2013 von 15.15 – 16.00 Uhr, Forum 1 neben dem jobs.ch-Stand, moderiert von SRF Tagesschau-Sprecher Franz Fischlin.
Michel Kaufmann ist im Verwaltungsrat der JobCloud. Von 2001 bis 2014 engagierte er sich mit Aufgaben im Product Management, der IT und dem Marketing für den Ausbau des Stellenportals und der Marke jobs.ch. Seine langjährigen Erfahrungen in der Online Rekrutierung und dem Markenaufbau bilden den Hintergrund für seine Artikel in diesem Blog.