Wie sich Schweizer Unternehmen im „War for Talents“ besser schlagen

Schweizer Unternehmen wissen es nur zu gut: Fachkräfte zu finden ist eine Herkulesaufgabe. Ein möglicher Lösungsansatz: internationale Rekrutierung. Um bei Stellensuchenden als attraktiver Arbeitgeber allerdings wahrgenommen zu werden, bedarf es neuer, kreativer Rekrutierungsstrategien. Die Devise lautet: gezielte Rekrutierung, Employer Branding und gutes Personalmargketing.

Fachkräftemangel – ein bekanntes Problem
Schweizer Unternehmen leiden unter Fachkräftemangel. Gemäss dem schweizerischen Bundesamt für Statistik wird der Anteil der arbeitenden Bevölkerung in der Schweiz zwischen 2010 und 2060 von 57,8 auf 51 Prozent abnehmen1. Schon bis 2030 könnten der Schweiz gemäss einer im Auftrag von Travailsuisse durchgeführten Studie2 rund 411’000 Arbeitskräfte fehlen. Der Fachkräftemangel spitzt sich zu − so auch das Trendergebnis der zuletzt erhobenen Befragung der 500 grössten Unternehmen in der Schweiz aus dem Jahr 20113. Den Umfrageergebnissen zufolge war es bei 37,5 Prozent der freien Stellen schwierig, sie mit geeigneten Kandidaten zu besetzen. Ein Wert, der binnen Jahresfrist um satte 8,5 Prozentpunkte angestiegen ist. 5 Prozent der Vakanzen blieben sogar gänzlich unbesetzt, weil kein passender Kandidat gefunden wurde. Vor allem Fachpersonal für die Branchen Informatik, Ingenieurwesen und Verkauf ist Mangelware.
Internationale Rekrutierung – ein Lösungsansatz
Unternehmen aus der Schweiz müssen ihre Rekrutierungsstrategien auf neues Terrain ausweiten. Ihre Suche nach geeigneten Fachkräften sollte jenseits der Schweizer Landesgrenzen stattfinden. Ein Lösungsansatz, der gerade deshalb attraktiv ist, weil die Bereitschaft zur beruflichen Mobilität in den letzten Jahren weltweit zugenommen hat. Das dürfte auch eine Folge der Weltwirtschaftskrise sein: Arbeitnehmer, die in ihrem Heimatland keine Stelle finden, sind eher bereit, im Ausland auf Stellensuche zu gehen. Dies belegt die „Global Talent Mobility Study“ der führenden Onlinestellenplattform der Schweiz jobs.ch in Zusammenarbeit mit „The Network“.
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1 Bundesamt für Statistik: Erwerbsbevölkerung 2010−2060, 1. Juli 2010
2 Büro für Arbeits- und Sozialpolitische Studien BASS AG: Arbeitskräftemangel 2010−2030, 12. Mai 2011
3 Recruiting Trends Schweiz 2011, Bamberg und Frankfurt, April 2011
Das Ranking kann sich aus Schweizer Sicht sehen lassen. 33,3 Prozent der weltweit Befragten würden gerne in der Schweiz arbeiten – darunter Deutsche, Schweden, Engländer, Franzosen und Belgier. Aber auch ausserhalb des europäischen Raums stösst unser kleines Land als mögliche neue Heimat auf Interesse – Amerikaner und Kanadier sind ebenfalls am Schweizer Arbeitsmarkt interessiert. Die Schweiz belegt damit den zweiten Platz hinter den USA als beliebteste Destination für einen beruflichen Auslandsaufenthalt. Bei so viel Beliebtheit stehen Schweizer Unternehmen beinahe schon vor der Qual der Wahl. Umso wichtiger ist eine gezielte Rekrutierung. Die zentrale Frage lautet: Wie locken rekrutierende Firmen geeignete Kandidaten an, und wie positioniert sich ein Unternehmen richtig?
Gezielte Rekrutierung und Employer Branding
Wer sich nach einer Stelle ausserhalb des eigenen Landes umsieht, tut dies in der Regel aus einem bestimmten Grund – etwa weil der Lohn anderswo besser ist oder man eine neue Herausforderung sucht. Schweizer Unternehmen, die im Ausland rekrutieren, sollten sich dies zunutze machen und in Inseraten gezielt die Motivation potenzieller Arbeitnehmer ansprechen. So würden etwa Russen primär wegen des hohen hiesigen Lebensstandards einen beruflichen Aufenthalt in der Schweiz ins Auge fassen – 67 Prozent der Teilnehmer der „Global Talent Mobility Study“ gaben dies als Hauptgrund an. Auf Platz zwei liegt das Bedürfnis, den eigenen Horizont zu erweitern (65 Prozent). Dass sich dies für die Unternehmen durchaus lohnt, zeigt ein Blick auf das riesige Potenzial. Nicht weniger als 24 Millionen Russen wären prinzipiell bereit, in der Schweiz zu arbeiten. Darunter sind viele hoch qualifizierte Fachkräfte: Allein in der Kategorie „Design und Ingenieurwesen“ könnten sich knapp 2,5 Millionen Russen einen beruflichen Aufenthalt in der Schweiz vorstellen.

Tool: Global Talent Barometer

Neben der Motivation potenzieller Arbeitnehmer ist vor allem auch die Attraktivität des Arbeitgebers entscheidend bei der Frage, ob es Schweizer Unternehmen gelingt, ausländische Fachkräfte anzulocken oder nicht. Der Aufbau und die Pflege der eigenen Arbeitgebermarke und nicht zuletzt auch kreative Bemühungen, Mitarbeiter im Unternehmen zu halten, gehören deshalb zu den Schlüsselherausforderungen für Arbeitgeber und HR-Verantwortliche. Längst müssen Unternehmen mehr bieten als die üblichen Stellenanzeigen – gerade KMU müssen neue Wege gehen, um nicht hinter den „globalen Playern“ zurückzubleiben. Kreativität vor allem im Bereich Social Media ist heutzutage gefragt. Wer sein Arbeitgeber-Image via internationale Plattformen wie LinkedIn, XING oder Viadeo bewirbt, erhöht die Chancen, begehrtes Fachpersonal anzulocken. Zudem sollten stets die in einem Land gängigen Plattformen benutzt werden – in Russland zum Beispiel HH HeadHunter.

 
 
 
 
 
 


Bedeutung von Online-Stellenplattformen steigt
Nur schon wenige Stichproben genügen, um festzustellen, dass die Mehrzahl der Umfrageteilnehmer in nahezu allen Ländern in erster Linie via Online-Stellenplattformen international auf Stellensuche geht. Nach aktuellen Erhebungen der Recruiting Trends 2011 besitzen Online-Kanäle die grösste Bedeutung im Personalmarketing. Rund 70 Prozent aller freien Stellen werden von den 500 grössten Unternehmen der Schweiz auf Online-Stellenplattformen veröffentlicht. Bei den tatsächlich realisierten Einstellungen liegen die Online-Stellenplattformen sogar in Front4. Dabei gilt: Je international vernetzter das Online-Stellenportal ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit für Unternehmen, durch gezielte Rekrutierung geeignetes Personal ausfindig zu machen. Eine echte Chance also, im „War for Talents“ zu bestehen.

 
 
 
 
 
Micol Rezzonico hat langjährige Erfahrung in der Schweizer Online-Recruiting-Branche. Von 2008 bis 2014 war sie bei JobCloud als Teamleiterin für den Bereich Brand & Kommunikation verantwortlich.
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4 Recruiting Trends Schweiz 2011, Bamberg und Frankfurt, April 2011

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