Doris Dinkel und die Braut, die sich traut

Doris war gestresst. Sie hatte zwei offene Bewerbungen, keine Zusage und ein krankes Kind zu Hause. Sie hatte ihrem Kleinen gerade einen fiebersenkenden Sirup gegeben, als es an der Tür klingelte. „Ach, wer stört denn jetzt schon wieder…“, dachte sie. Sie öffnete die Tür und ein Lieferant mit einem Blumenstrauss stand davor. Doris war verdattert. Hatte sie einen heimlichen Verehrer? Hat der denn nicht mit bekommen, dass sie gerade erst ein Kind mit einem anderen Mann bekommen hatte? Der Lieferant überreichte ihr feierlich die Blumen und Doris bedankte sich.
Doris Dinkel und die Braut die sich traut 1

Zurück im Wohnzimmer suchte sie nach der obligaten Karte. Verborgen im Strauss fand sie sie. Darauf war ein Logo abgebildet, das ihr bekannt vorkam. Als sie die kleine Karte öffnete, erkannte sie ihren Verehrer: Bentex, die sympathische Kabelfirma, bei der Doris sich beworben hatte.

Liebe Doris
Auf diesem Weg möchten wir Dir mitteilen, dass wir Dich sehr gerne in unser Finanzteam bei der Bentex aufnehmen wollen. Wir sind begeistert von Deinem Humor, Deiner Fachkenntnis und Deiner sympathischen Art.

Wir hoffen, dass auch wir einen guten Eindruck bei Dir hinterlassen konnten und warten gespannt auf Deinen Entscheid.

Liebe Grüsse
Alina Scheurer

Doris war baff. So charmant hatte sie noch nie eine Zusage bekommen. Sie überlegte nicht lange. Sie schnappte sich ihr Handy und wählte die Nummer der Bentex. Nach dem dritten Klingeln meldete sich eine Stimme: „Bentex, Monika Seiler am Apparat.“ „Hier spricht Doris Dinkel. Ich würde gerne mit Alina Scheurer sprechen.“ Monika Seiler leitete Doris weiter zu Alina und sie verabredeten einen Termin für die kommende Woche, um den Vertrag zu unterzeichnen.
Doris zählte die Stunden, bis sie endlich den Vertrag in Händen halten würde. Am verabredeten Tag war sie bereits um 5 Uhr hellwach. Um Punkt 9:15 Uhr war sie bei Bentex, obwohl der Termin erst um 9:30 Uhr angesetzt war. Alina nahm sich trotzdem Zeit und holte Doris beim Eingang ab. Zusammen gingen sie in Alinas Büro. Alina legte ihr ein mehrseitiges Dokument vor: „Das ist der Vertrag. Nimm dir ruhig Zeit zum Lesen. Wenn du willst, kannst du in der Cafeteria etwas trinken und alles genau durchlesen. Oder du nimmst ihn einfach mit nach Hause und schickst ihn mir zurück.“ Doris war bereits in die Zeilen vertieft. Sie blickte kurz auf: „Nein nein, ich lese ihn hier. Ich gehe gerne für ein paar Minuten in die Mensa. Finde ich dich wieder hier, sobald ich fertig bin?“ Alina nickte und Doris verliess das Zimmer.
Aufmerksam las sie den Vertrag durch. Alles schien zu stimmen, der Home Office Tag war vermerkt. Auffällig war, dass der Montag als fixer Home Office Tag vermerkt worden war. Doris dachte sich nichts dabei, das kann nur pro forma sein, Bentex ist ja sehr flexibel. Nachdem sie alles gelesen hatte, unterschrieb sie den Vertrag und das Doppel und ging zurück in Alinas Büro. Dort stach ihr sofort ein Briefumschlag ins Auge, der vorhin noch nicht auf dem Schreibtisch gelegen hatte. „Und, ist alles ok mit dem Vertrag?“, fragte Alina. „Ja alles gut“, erwiderte Doris und überreichte Alina den Vertrag. „Schau, hier haben wir noch eine Kleinigkeit für dich“, sagte Alina und wies Doris auf den Umschlag hin. „Du warst ein bisschen zu früh dran, aber ich habe es gerade noch geschafft“, sagte Alina mit einem Lächeln. Doris öffnete den Umschlag und sah die Karte:

Gutschein für ein Business Shooting-Foto

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„Wow, das ist ja der Wahnsinn. Vielen Dank Alina!“, sagte Doris überschwänglich. „Sehr gern geschehen, die Visitenkarte des Fotografen findest du ebenfalls im Couvert. Das Geschenk ist nicht ganz selbstlos. Wir wären froh, wenn du das Shooting noch vor dem Stellenantritt machen könntest, damit wir ein aktuelles Foto für deinen Batch und die Internetseite haben. Aber natürlich gehört das Bild dann dir und du darfst es für alles andere verwenden“, erklärte Alina. Da musste Doris nicht lange überlegen und stimmte zu.
Ein gelungener Empfang legt den Grundstein für eine gute Beziehung zwischen der Arbeitnehmerin und der Arbeitgeberin. Blumen passen nicht überall, vielleicht kristallisiert sich am Bewerbungsgespräch eine andere Idee heraus. Mit einer kleinen Geste als Zeichen der Wertschätzung kann man als Arbeitgeberin fast nichts falsch machen. Doris hat ihren vermeintlichen Traumjob gefunden und mit ihrer Suche geht auch unsere erste Staffel zu Ende. Im Februar 2016 läuft die zweite Staffel an, in der Doris ihre neue Stelle antritt. Wir freuen uns auf Euch!
Christoph Jordi ist Gründer und CEO von DoD!fferent und schreibt hier einmal pro Monat als Gastautor. DoD!fferent bietet agile Strategieberatung mit Fokus auf Employer Branding. Jordi doziert zudem am Schweizerischen Institut für Betriebsökonomie und führt dort den Cert. Employer Branding Expert Lehrgang durch.

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