Medien behandeln die Auswirkungen des demografischen Wandels auf Unternehmen, Experten geben Tipps ab, wie Firmen ältere Arbeitnehmende für sich gewinnen können. Auf der anderen Seite macht diese Altersgruppe einen Viertel der Arbeitslosen aus (Quelle: SECO, 45+). Interessant! Findet denn langsam ein Umdenken statt?
Wie in meinem letzten Blog versprochen, gehe ich in den nächsten Zeilen auf die Themen gezielte Personalentwicklung und flexible Teilzeitarbeit für ältere Mitarbeitende ein.
Die Kultur des Lernens
Kennen Sie den Satz „Ach, dieses neue Programm muss ich nicht mehr lernen – ich werde ja in fünf Jahren pensioniert“? Oft führt dieses Verhalten von reiferen Mitarbeitenden zu ihrer Disqualifikation auf dem Arbeitsmarkt. Denn ständige Weiterbildung ist für den Marktwert entscheidend. Wenn Mitarbeitende in einer Unternehmenskultur leben, in der das Lernen vom Arbeitsantritt an dazugehört, dann können solche Aussagen verhindert werden. Klar liegt es an jedem Einzelnen, Lernwillen zu zeigen. Jedoch macht Weiterbildung in einer Kultur des Lernens deutlich mehr Spass, als wenn man eben diese SAP-Schulung noch besuchen muss und mit den jüngeren Mitarbeitenden nicht Schritt halten kann. Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden voneinander lernen.
In vielen Betrieben sind Instrumente der Personalentwicklung vorhanden, jedoch meist auf die unter 50-Jährigen ausgerichtet. Bereiche wie Marketing, IT, Administration, Forschung und Entwicklung, wo die Aufgaben Kontinuität, genaues Arbeiten, Zuverlässigkeit, gepaart mit fachlicher Tiefe, erfordern, bieten eine gute Voraussetzung für Menschen mit gefestigtem Charakter und stabilem Verhalten. Ein Plus für ältere Mitarbeitende.
Lohn nicht ausschlaggebend, aber Teilzeit
Viele Menschen machen sich mit dem Älterwerden Gedanken über den Sinn ihrer Arbeit und den ihres Lebens. Lohn wird als Motivator weniger wichtig. Um diese Bedürfnisse zu berücksichtigen, gibt es die Möglichkeit, flexible Teilzeitmodelle zu schaffen. Ich bin überzeugt, dass auch jüngere Arbeitnehmende davon Gebrauch machen würden. Der Vorteil liegt auf der Hand: mehr Erholung = mehr Ausgeglichenheit = höhere Leistung. In diesem Zusammenhang möchte ich auch das Mentoring erwähnen. „Respekt vor dem Alter“ ist ein vor allem noch bei Naturvölkern bekannter Begriff. Wenn ältere Mitarbeitende als Mentoren ihr Wissen weitergeben können, werden sie einerseits geschätzt und andererseits wird ihre bisher erbrachte Leistung gewürdigt. Und nicht zu vergessen: der Know-how-Erhalt.
Wenn Unternehmen lebenslanges Lernen in ihrem Betrieb umsetzen und Werte wie Respekt und Anerkennung leben, dann hilft das einerseits älteren Mitarbeitenden und andererseits profitieren diese Firmen von ein bisschen mehr Diversity.
Sandro Pisaneschi ist Inhaber von beratungsbuffet.ch. Er begleitet Menschen in Veränderungssituationen und führt Outplacements mit Personen über 50 Jahre durch. Er berät Führungspersonen und Firmen in den Bereichen der Mitarbeiter- und Organisationsentwicklung.