„Bitte nicht stören“. Wir alle kennen die praktischen Hänger an den Hoteltüren, wenn man endlich einmal ausschlafen will. Nun, die Analogie zum Personalmarketing ist vielleicht ein bisschen gar hart. Und doch hat es manchmal etwas, dieses „bitte nicht stören“. Zum Beispiel, wenn direkte Ansprechpartner in den Stelleninseraten fehlen, umständliche Bewerbungsprozesse verordnet werden oder Bewerberinnen oder Bewerber sogar, what a shame, überhaupt keine Antwort auf ihre Bewerbungen erhalten. Bitte nicht stören, das HR schläft noch.
Mag sein, dass es Branchen gibt, die sich diese „please don’t disturb“ Haltung in der Personalarbeit noch leisten können. Dazu zähle ich viele renommierte Firmen zum Beispiel aus der Uhrenwelt, die sich auf der ungeheuren Anziehungskraft ihrer starken Produktmarke ausruhen können. Aber in den meisten Branchen funktioniert das nicht (mehr). Eine dieser Branchen, eine ganz wichtige in der Schweiz, ist die Hotellerie. Die Hotelbranche gehört zu den Eckpfeilern der Schweizer Wirtschaft und beschäftigt weit über 60’000 Angestellte. Jährlich sind 4000 Lehrstellen zu besetzen.
Ein emotionales Produkt bewirbt man mit Vorteil emotional. Man wäre ja geradezu blöd, würde man das nicht tun. Leuchtet soweit ein, denke ich. Was aber offenbar noch nicht überall angekommen ist: Arbeitsplätze zählen zu den emotionalsten „Produkten“, die es gibt. Die Hotellerie und ihre Branchenverband haben das verstanden. Die Hotelbranche ist per se spannend und voller Emotionen. Haben Sie sich schon einmal überlegt, wie viele Spielfilme in einem Hotel stattfinden? Sehen Sie:
http://www.youtube.com/watch?v=SdIyirsSY8Y
Hotels sind ein regelrechter Schmelztiegel, hier begegnen sich Menschen aus aller Welt auf engstem Raum. Wie kann man nun die spannende Welt der Hotellerie jungen Menschen am besten nahe bringen und ihnen die Arbeits- bzw. Ausbildungsplätze schmackhaft machen? Facebook? Hmm…, ja schon. Mit einer tollen Webseite? Nicht schlecht. Oder mit Videos? Schon mal sehr gut. Oder gar live? Bingo!
Der gute alte Tag der offenen (Hotel-) Türe, neu aufgelegt und komplett entstaubt, bringt’s! Der Verband der Schweizer Hotellerie hat zusammen mit vielen seiner Mitglieder bzw. Hotels eine wunderbare Form eines Tages der offenen Tür gewählt. Unter dem Titel „please disturb“ konnten Interessierte einen Tag lang hinter die Kulissen der Hotelwelt schauen, bisher Unbekanntes entdecken und mit Lehrlingen und Lehrmeisterinnen über die Sonnen- und Schattenseiten der Hotelberufe diskutieren. Ein wunderbarer, hochemotionaler und informativer Weg, Jobs zu vermarkten. Sie finden das nicht neu? Ja klar, ist sogar uralt. Aber nach wie vor effektiv und zielführend. Begleitet wurde die Aktion von einer eigens eingerichteten Microsite mit sinnvollen Links zur wirklich gut gemachten Berufsinfoseite mit vielen Informationen und Videos. Natürlich findet „please disturb“ auch auf Facebook statt und mit witzigen Flyern in Form von Zimmertüren-Hängern wurden in den Wochen vor dem Event Hotelgäste auf den Anlass aufmerksam gemacht. Eine schöne Idee, grossartig umgesetzt. Da könnten sich viele auf Hochglanz gebürstete Branchen eine ganz dicke Scheibe abschneiden. Hier einige Impressionen aus verschiedenen Partnerhotels: