Auf meiner Visitenkarte steht: Jörg Buckmann. IDIC von buckmanngewinnt.
Ja, Sie haben richtig gelesen. Ich bin nichts weniger als International Director of Intergalactic Communications, oder eben IDIC, meiner bescheidenen Bloggerfirma. Natürlich ist das ein bisschen geschummelt. Und natürlich gibt es diese Visitenkarte nicht. Aber ganz so abwegig ist diese Geschichte nicht.
Tja, das mit den Titeln ist so eine Sache, nicht erst seit Prinz Frederic von Anhalt und anderen Möchtegernpromis. Auch im Geschäftsleben scheint erst ein klangvoller Titel aus einem Menschen einen richtigen Geschäftsmann oder –frau zu machen. Wobei ich subjektiv schon das Gefühl habe, dass es vor allem die Herren der Schöpfung sind, denen ein klangvoller Titel wichtig ist. Ausser in Österreich – dort vergisst man selbst in Momenten höchster Ekstase nicht, den Titel zu nennen. Wobei die Titelgeilheit von H wie Hofrat bis M wie Magister in unserem Nachbarland irgendwie so schräg ist, dass es fast schon wieder sympathisch ist. Auch wenn die Titelmanie ungefähr so mit dem Trend zu flachen Hierarchien in Verbindung zu bringen ist wie eine Vegetarierin mit dem Steakhouse Maredo.
Aber nicht nur Menschen, sondern auch Stellen erhalten oft ein Mäntelchen aus nichtssagenden aber umso wohlklingenderen Worthülsen. Das kann blöd enden, denn mittlerweile googelt jede/r Dritte nach der Wunschstelle. Dumm gelaufen, wenn diese zwar cool tönt, aber niemand danach sucht. Noch immer laufen viele HR-ler auf dem sprachlichen Holzweg. Sie meinen, tolle denglische Modewörter würden ihre Vakanz so richtig aufmöbeln. Aber keine/r sucht nach einem Ressourcenmanager. Oder ein Head of Team? Muss heute denn alles einen Kopf haben – im Stellentitel meine ich? Möglichst konkret und ohne Floskeln – so sollte nicht nur das Inserat selber, sondern auch der Titel sein. „Was ist ein Country Manager?“, fragt Liliane Kuert in einem witzigen Gastbeitrag auf dem Recomy-Blog, „ein Farmer in den Südstaaten? Sucht man hier einen Regierungschef?“ Aber auch in unserer Muttersprache kann einiges schiefgehen, wie der Jobagent zusammgetragen hat.
Also, die Moral von der Stellentitel-Gschicht: Vergessen Sie – ausnahmsweise nur! – Ihre Kreativität. Schreiben Sie so aus, wie Ihre Wunschkandidaten vermutlich auch suchen werden. Und wenn Sie es partout nicht lassen können, sich selber oder ihren Jobs einen (vermeintlich) wohltuenden Namen zu verpassen – bitteschön. Mit dem Jobtitel-Bandit brauchen Sie dazu noch nicht nicht einmal viel Fantasie. Viel Spass.
Auf Wiederlesen