Letzte Woche haben wir den HR Swiss Congress in Bern besucht. Dabei hatten wir am Rande der Veranstaltung die Möglichkeit, ein kurzes Interview mit dem Online-Experten Sascha Lobo zu führen. Lesen Sie in diesem Beitrag, was er zum HRM (Human Resources Management) und der Digitalisierung in der Schweiz zu sagen hat.
Welches Land hat eine starke HRM-Mentalität?
Die Vereinigten Staaten – das moderne HRM ist klar aus dem angelsächsischen Wirtschaftsraum heraus entstanden. Auch die Art und Weise, wie man mit Key Performance Indicators umgeht (Was sind die wichtigen Messgrössen? Welche Instrumente braucht es? Wie werden sie effizient eingesetzt? Etc.), stammt zu 70–80% aus dem angelsächsischen Sprachraum, vor allem aus den Staaten.
Wo hat sich das HRM in der digitalisierten Welt am meisten geändert oder wird es dies noch tun?
Im Bereich „Social“, den sozialen Mechanismen der Vernetzung. Dies wird entscheidender werden und irgendwann absolut entscheidend sein für die Art und Weise, wie man HRM im Alltag umsetzt. Natürlich gibt es noch andere Konzepte. Vom uralten Ansatz, wonach die wertvollsten Kontakte nicht die direkten, sondern die indirekten sind (Weak Ties), bin ich überzeugt. Mit dem Bereich „Social“ sind eigentlich diese Weak Ties gemeint.
Wie geht man im Schweizer Markt mit der digitalen Ära um?
Die Schweiz funktioniert schon etwas besonders, nicht nur im HR-Bereich. Das hängt damit zusammen, dass die Schweiz überschaubarer ist als andere Länder. Ein Beispiel im IT-Bereich: Hier kann man von 500 bis 800 Managern sprechen, die sich untereinander zu einem grossen Teil kennen. Haben die sich als Gruppe eine Meinung über etwas gebildet, ist es sehr schwierig, dagegen anzukommen. In Deutschland gibt es eine ganze Vielzahl von Gruppen, die weniger intensiv miteinander vernetzt sind. Das bedeutet, dass sich in der Schweiz schneller Standards herausbilden.
Wie sehen Sie die Zukunft von Jobboards?
Das Aufschalten von Inseraten im Netz ist gewissermassen ein für das Kino abgefilmtes Theaterstück. Jobboards werden weiterentwickelt werden müssen, weil sie eigentlich nur ins Digitale gezogene Jobanzeigen sind. Jobboards müssen „social“ werden. Die Verknüpfungen der Menschen untereinander müssen in den Vordergrund gerückt werden.
In einem grösseren Kontext – wie schätzen Sie die digitale Landschaft in der Schweiz heute ein?
In manchen Details ist sie viel weiter entwickelt als in Deutschland. Die digitale Gesamtentwicklung in der Schweiz ist gegenüber Deutschland etwa 1,5 Jahre voraus – in den meisten Bereichen. In gewissen Bereichen liegt sie auch etwas zurück.