„Hallo. Ich habe gehört ihr sucht noch Tramchauffeure. Ich kann mir gut vorstellen diesen Job in Zukunft zu machen. Ich möchte gerne in einem Gespräch mehr erfahren und freue mich auf ein Vorstellungsgespräch. Mfg Theo Meier, Effretikon“
Fiktiv an dieser Mail ist nur der Name. Denn solche und ähnliche Mails erhält Personalerin Nina Duffner von den VBZ fast täglich. „Erstaunlich häufig kommen diese Mails über den „Kontakt“-Button von der VBZ-Jobseite. Also genau von dort, wo alle relevanten Informationen über die Stelle und den Bewerbungsprozess detailliert aufgeführt sind“ wundert sich die Expertin. Weil der Quereinsteigerberuf „Trampilotin oder Trampilot“ und die für die Prüfung der Bewerbung notwendigen Unterlagen etwas speziell sind, haben die VBZ reagiert und erklären neu sogar in einem animierten Video, was zu einer kompletten Bewerbung alles dazu gehört.
http://www.youtube.com/watch?v=VHr1-JJKZAU&feature=youtu.be
Bewerbungen von Frauen sind subjektiv besser
Mit Videos wie diesem versuchen die VBZ, die Qualität der Bewerbungen zu verbessern und in erster Linie nur schon dafür zu sorgen, dass die rund 2000 Bewerbungsdossiers für die Tramcockpits vollständig sind. Denn die unvollständigen Dossiers lösen einen überproportional grossen Aufwand aus, zum Beispiel durch das Nachfordern von Unterlagen. Aber gibt es denn nun wirklich Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Schliesslich war es kurz vor Weihnachten im Tages-Anzeiger schwarz auf weiss nachzulesen: Frauen schreiben die besseren Bewerbungen. Bei aller Liebe für das (vermeintlich) schwache Geschlecht: Ist das wirklich so? Lässt sich so eine Aussage überhaupt belegen? Noch einmal Nina Duffner: „Ja, einerseits bei den Dossiers. Frauen informieren sich besser, welche Unterlagen nötig sind. Sie stellen ihr Dossier sorgfältiger zusammen. Das merken wir eindeutig.“ Diese vertiefte Auseinandersetzung mit dem Job und dem Anforderungsprofil sowie mit dem Bewerbungsprozess ist auch bei den telefonischen Auskünften zu spüren. Während Frauen ganz spezifische Fragen zum neuen Job haben, beispielsweise zur Teilzeitarbeit oder den Einsatzplänen, rufen tendenziell eher Männer einfach mal an, um sich informieren zu lassen. Häufig sind sie sehr schlecht vorbereitet und haben sich mit dem Job nicht oder nur oberflächlich auseinandergesetzt – und machen so schon einmal einen nicht gerade vorteilhaften ersten Eindruck.
Die Fakten: Bewerbungen von Frauen sind auch objektiv besser
Lassen sich diese subjektiven Eindrücke zur Qualität der Bewerbungen von Männern und Frauen auch belegen? Zumindest was die Bewerbungen für die VBZ-Tramcockpits betrifft, ja. Vom riesigen Stapel mit den Bewerbungsdossiers von Männern führt jedes 47. Dossier zu einer Anstellung. Vom Stapel mit den Bewerbungen von Frauen zücken Nina Duffner und ihre Kolleginnen und Kollegen schon bei jedem 21. den Anstellungsvertrag. Meine Folgerung, auch wenn Mathematik im Gegensatz zu anderen Personalern nicht meine Stärke ist:
Bewerbungen von Frauen sind qualitativ doppelt so gut wie jene von Männern!
Einspruch oder Zuspruch? Ich bin gespannt, was Sie als Bewerberin – und vor allem als Bewerber – zum Thema meinen und welche Erfahrungen andere Recruiterinnen oder Recruiter machen. Diskutieren Sie mit. Noch mehr zum Thema und ein Interview mit einem Experten finden Sie hier.
Auf Wiederlesen.