Erinnern wir uns an die guten alten Zeiten. Da war allen bewusst, dass der erste Eindruck entscheidend ist. Natürlich wird noch heute von Kandidaten erwartet, mit sorgfältig gemachten Bewerbungsunterlagen einen guten Eindruck bei den Unternehmen zu hinterlassen. Aber wie sieht es bei den Unternehmen selber aus? Ist da das Bewusstsein vorhanden, um die Kandidaten zu werben und die Firma als attraktiven Arbeitgeber darzustellen? Wirklich überzeugend präsentieren sich viele Firmen nicht. Das ist das Fazit, wenn man sich durch die vielen gleichartigen Stellenanzeigen klickt.
Viele Stelleninserate sind nicht aussagekräftig
In den meisten Stelleninseraten werden Aufgaben und Anforderungen aufgelistet, die bei dürftig beschriebenen Firmen zu besetzen sind. Bei den Anforderungen werden oft die immer gleichen Sozialkompetenzen genannt. Alle Firmen suchen die motivierten, teamorientierten Machertypen. Auch bei den verlangten Fähigkeiten sieht es nicht viel besser aus. Seit Jahren werden bei jobs.ch die Stellenanzeigen mit einer spezialisierten Software nach Fähigkeiten, Berufserfahrungen oder Bildungsanforderungen analysiert. Das Resultat ist bei vielen Stellenanzeigen eher dürftig: Es gibt wenig aussagekräftige Substanz in den Inseraten, welche den Kandidaten ein klares Bild der gesuchten Fähigkeiten und Erfahrungen vermitteln. Fazit ist, dass die Stelleninserate nicht für die Mitarbeiterwerbung genutzt werden, sondern vielmehr vorformulierte, blutleere Funktionsbeschriebe sind. Würden die Konsumprodukte auf diese Art beworben, dann wären die Läden leer. Klar, es geht hier um Menschen und nicht um Produkte. Aber eben, es geht um Menschen, die man für sich gewinnen möchte. Also soll der Kandidat umworben und begeistert werden. Machen das Ihre Stellenanzeigen?
Begeisterung und Emotionen in Stellenanzeigen − das gibt es
Anfang 2012 haben Jörg Buckmann (unser Gastautor für diesen Blog) von den Verkehrsbetrieben Zürich und Matthias Mäder von Prospective Media Services AG eine neue Art von Stellenanzeige entworfen und während des Jahrs umgesetzt. Mit viel Beachtung und Lob aus der Rekrutierungsbranche. VBZ und Prospective gewannen in Berlin den HR Excellence Award für die neu konzipierte VBZ-Stellenanzeige. Eine tolle Anerkennung, die beide Unternehmen redlich verdient haben.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie man mit guten Inhalten und einer kreativen Umsetzung aus Anzeigen ein Kommunikationsmittel kreieren kann, welches die Leser anspricht und begeistert. Lernen wir am besten von den Unternehmen, welche sich mit ihren innovativen Produkten international durchsetzen wollen und jene Kandidaten suchen, die schwer zu finden sind. Eines dieser Beispiele ist das Start-up-Unternehmen 6Wunderkinder aus Berlin, das mit viel Passion und Professionalität Spezialisten im Bereich Informatik rekrutiert. Die Umsetzung ist einfach, aber gut gemacht.
Die Neuigkeit der VDI nachrichten mit der Audio-Stellenanzeige ist wohl mehr eine Spielerei als eine echte Aufwertung der Anzeige zum starken Kommunikationsmittel.
Michel Kaufmann ist im Verwaltungsrat der JobCloud. Von 2001 bis 2014 engagierte er sich mit Aufgaben im Product Management, der IT und dem Marketing für den Ausbau des Stellenportals und der Marke jobs.ch. Seine langjährigen Erfahrungen in der Online Rekrutierung und dem Markenaufbau bilden den Hintergrund für seine Artikel in diesem Blog.