Es ist ein herbstlich nebliger und kühler Tag im November und die Schweizer Elite reist ins Dolder. Warum? Das Swiss Leadership Forum öffnet heute seine Tore zum Thema «It’s about time». Stephan Isenschmid, CEO des Swiss Leadership Forum, macht dieses Motto gleich selber vor: Er übernimmt heute zum ersten Mal die Rolle des Moderators, weil «es ist einfach an der Zeit, sich aus der Komfortzone zu bewegen».
Im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Swiss Leadership Forum haben wir von JobCloud jeweils die Möglichkeit, mit Kunden am Event teilzunehmen. In diesem Blog fasse ich drei Beiträge/Highlights für Sie zusammen.
Die «Momente» machen das Leben aus
Zeit ist Anna Jelens Thema. Nicht nur Thema, nein, eher Leidenschaft. Sie ist Zeitexpertin und sieht ihre Mission darin, den Menschen zu helfen, besser mit der Zeit umzugehen. Die Faszination für die Zeit hatte sie schon als Kind entdeckt und konnte bereits im jungen Alter einen Moment zelebrieren, in den Moment reinfallen. Denn die (wichtige/relevante) Zeit besteht ihr zufolge aus Momenten. Durch eine Nahtod-Erfahrung, bei der sie die Bilder ihres Lebens wie in einem Bilderbuch an sich vorbeifliegen sah, wurde ihr das so richtig bewusst. Die Bilder, die sie während dieser Nahtoderfahrung vor dem Auge hatte, waren nicht unbedingt Wow-Erlebnisse, sondern es waren ganz einfache und alltägliche Momente, die mit Emotionen und mit vollem Bewusstsein erlebt wurden. So lebt sie heute von «Moment zu Moment». Was heisst das? Es ist das Bewusstsein für den Moment, in dem man sich gerade befindet. «Ein Tag in der Hektik geht spurlos an dir vorbei und produziert keinen Moment», sagt sie im Gespräch mit Stephan Isenschmid. Wie sollen wir also mit der Zeit umgehen? «Zu ganz vielem NEIN sagen und zu wenigem JA sagen, dafür dort in die Tiefe gehen», ist Jelen überzeugt.
Die Zukunft fällt nicht vom Himmel, die Zukunft wird gemacht
Im Gegensatz zu allen anderen wissenschaftlichen Disziplinen können Zukunftsforscher nicht auf Daten zurückgreifen, denn für die Zukunft gibt es keine Daten. Aber sie können mit Menschen sprechen, die die Zukunft machen. Denn Zukunft fällt nicht vom Himmel, sondern Zukunft wird gemacht. Jan Berger, CEO vom Thinktank 2bAHEAD, gibt einen Einblick in die Zukunft. In die nahe Zukunft. Er zeigt Beispiele für das Jahr 2030. Ernährung: Bereits heute im 2018 werden Fleisch und Leder produziert, ohne dabei ein Tier zu töten. Das geht, indem man dem Tier Zellen entnimmt (#NoKillMeat). Er ist überzeugt, die Akzeptanz wird riesig sein und es wird nicht viele Jahre dauern, bis Coop & Co. solche Produkte aufnehmen werden.
Oder am Beispiel Behausung: Berger zeigt ein Foto einer gigantischen Villa in China. Sie wurde innert zwei Tagen gebaut… Denn ihre Elemente stammen aus einem 3D-Drucker. Natürlich, Häuser wie diese halten keine 80 Jahre. Aber ist das noch nötig? Viel eher verändern sich doch unsere Anforderungen an unser Heim mit der Situation, in der wir uns befinden. Als noch kinderloses Paar haben wir ganz andere Bedürfnisse, als wenn plötzlich Kinder im Haus rumspringen. Sind die Kinder erwachsen, sind die Bedürfnisse wieder ganz anders. In einer Welt, wie sie kommen wird, braucht man keine Digitalstrategie. Sondern eine Strategie für die digitale Welt.
Denn Vertrauen macht den Unterschied
Später am Nachmittag betritt der Pilot die Bühne. Wegen eines plötzlichen Wechsels der Windrichtung stürzte seine Maschine mit rund 200 Passagieren an Bord vor zehn Jahren in Ägypten beinahe ab. In diesem Moment war ihm klar: Er musste sofort handeln und er hatte nur diesen einen Versuch. Nicht die Fehlhandlung führt zum Absturz, sondern das Fehlen einer Handlung. Ein Crash oder eine Punktlandung können verdammt nahe beieinander sein. Nach diesem Erlebnis hat er sich stärker mit Abstürzen auseinandergesetzt und darüber recherchiert. Abstürze sind in 9 von 10 Fällen auf das Team, also die Menschen zurückzuführen. Was geht da schief? Er kam immer auf die gleichen drei Probleme: Entscheidungsschwäche, schlechte Kommunikation, mangelnde Prioritätensetzung. Der erfahrene Kapitän und der weniger erfahrene Co-Pilot wechseln sich normalerweise ab, im Durchschnitt sitzt jeder je 50% am Steuer. Doch bei 80% der Abstürze sass der erfahrene Kapitän am Steuer.
In der Luft, wo man nicht mal eben rechts ranfahren kann um zu überlegen, geht es nicht um Hierarchie. Denn Machtdistanz verhindert Teamwork. Die Hierarchie im Flugzeug ist nicht an Personen gekoppelt, sondern an Rollen. Und diese Rollen wechseln. Eine gute Führungskraft schafft es nicht in erster Linie, dass die Mitarbeitenden der Führungskraft vertrauen, sondern dass die Mitarbeitenden sich selbst vertrauen.
Dann bringt Keil das Beispiel Hudson River. Sie mögen sich erinnern: Pilot Sully entschied sich im Hudson River zu landen, was vermutlich allen Passagieren und der Crew das Leben gerettet hatte. Doch das Schwierige war nicht, im Hudson River zu landen. Das Schwierige war, die Entscheidung zu treffen, dort zu landen. Keil lässt Tonaufnahmen von kurz vor der Landung laufen. Ein komplett ruhiger Sully ist darauf zu hören. Wie konnte er so ruhig bleiben? «Ich war sicher, ich kann das schaffen», meint Sully nach der Landung in einem Interview dazu. Weil er Vertrauen hatte. Er hatte keinen Plan in der Schublade für diese Situation. Aber er hatte Vertrauen in sich und sein Team. Vertrauen verändert die Perspektive. Vertrauen ist der Unterschied zwischen Crash und Punktlandung.
Das ist doch ein schönes Schlusswort! Falls Sie sich auch für die anderen Vorträge interessieren oder Ihnen meine Ausführungen hier nicht reichen, dürfen Sie sich gerne bei mir melden.
Wir freuen uns bereits auf das nächste Swiss Leadership Forum!
