Überraschung: Hochschulabgänger verdienen weniger als Nicht-Studierte, die sich weiterbilden
In der Männerbastion Informatik verdienen Frauen mehr als ihre männlichen Kollegen; Graubünden bietet die bescheidensten Salärperspektiven; und wer sich für eine Berufsausbildung mit einer Fortbildung entscheidet, verdient mehr als ein Hochschulabgänger ohne Weiterbildung. Diese und weitere spannende Einblicke in Schweizer Lohnstrukturen gibt das neue Lohnbarometer von jobs.ch.
Seit Januar 2012 erheben wir bei unseren registrierten Mitgliedern auf freiwilliger Basis Salärinformationen. Bereits die ersten Auswertungen von aktuell rund 90‘000 Datensätzen erlauben Arbeitnehmern eine adäquate Einschätzung ihrer Salärsituation. «Mit dem Lohnbarometer bieten wir als Marktführer im Online-Recruiting einen weiteren, neuen Service an, der Transparenz in den Markt bringt», so Mark Sandmeier, CEO jobs.ch. «Das ist ein klarer Mehrwert für Arbeitnehmer, die mit breit abgestützten und einfach vergleichbaren Zahlen in ihre Lohngespräche gehen können.»
Studium führt nicht automatisch zu höherem Lohn
Überraschende Resultate liefert der Lohnbarometer zum Beispiel im Hinblick auf den Einfluss des Bildungshintergrundes auf den Lohn. Es zahlt sich augenscheinlich aus, eine Berufsausbildung zu wählen und diese mit Weiterbildungen zu ergänzen. Mit einem Durchschnittslohn von CHF 99‘640 gehört man so nämlich zu den bestverdienenden Schweizern. Universitätsabgänger oder Fachhochschulabsolventen hingegen, die sich nicht weitergebildet haben, verdienen im Schnitt nur CHF 89‘293 – gute 10 Prozent weniger.
Benachteiligt die Finanzbranche Frauen?
Frauen verdienen insgesamt nach wie vor schlechter als Männer: Über alle Branchen, Fachbereiche, Tätigkeitsgebiete und Regionen hinweg liegt der durchschnittliche Lohn von Frauen 5,24 Prozent unter jenem ihrer männlichen Kollegen. Besonders spannend ist jedoch das Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Fachbereichen: Während in der «Männerwelt Informatik» die Frauen sogar hauchdünn mehr als die Männer verdienen (0.73 Prozent), liegen die Herren mit Berufen im Banken- und Versicherungswesen durchschnittlich satte 25 Prozent vor ihren weiblichen Kolleginnen.
Zürich liegt vorn, Graubünden hinten
Ein regionaler Vergleich bestätigt, dass Arbeitnehmer in der Stadt Zürich und der Region Zürichsee mit einem Durchschnittslohn von CHF 101‘493 tatsächlich am besten verdienen, gefolgt von den Regionen Genf (CHF 94‘885) und Winterthur/Schaffhausen (CHF 94‘780). Schlusslicht ist das Oberwallis mit einem durchschnittlichen Jahreslohn von CHF 77‘823. Insgesamt betrachtet sind die Löhne in der Westschweiz (CHF 86‘488) und im Tessin (CHF 85‘018) fast gleich hoch. Beide Sprachregionen liegen aber deutlich unter den Durchschnittslöhnen in der Deutschschweiz (CHF 90‘835).
Keine Überraschung: Finanz- und Pharmaindustrie zahlen am besten
Spitzenreiter bei den Branchen sind nach wie vor die Banken – was insgesamt auch den Frauen zu Gute kommt. Banker und Bankerinnen im ganzen Land verdienen durchschnittlich CHF 112‘992, Mitarbeitende von Versicherungen CHF 108‘708, und Chemie- und Pharmaunternehmen bezahlen durchschnittlich CHF 105‘775. Das Schlusslicht in dieser Kategorie ist das Gastgewerbe, das mit einem Durchschnittslohn von CHF 73‘856 nochmal deutlich hinter dem zweitletzten Rang liegt, auf dem sich die Tourismusbranche mit CHF 80‘690 wiederfindet.
Laufende Erhebung direkt bei Arbeitnehmern
Während ähnliche Erhebungen nur alle paar Jahre stattfinden und oft mit Umfragen bei den Arbeitgebern ansetzen, wählen wir mit dem Lohnbarometer einen innovativen Ansatz: Nicht nur kommen laufend neue Daten hinzu – nämlich mehrere 1‘000 Datensätze pro Monat – die Angaben kommen zudem direkt von den Arbeitnehmern. Da die Datenbasis des jobs.ch-Lohnbarometers laufend breiter wird, sind in Zukunft auch detailliertere Auswertungen und Trendanalysen möglich.
Die Methodik
Rund 90‘000 Personen haben bereits vom Lohnvergleich Gebrauch gemacht und ihre persönlichen Daten zur Verfügung gestellt. Neben dem eigentlichen Salär erhebt jobs.ch auch den Bonus, die Mitarbeiterbeteiligung und weitere Benefits wie das Geschäftsauto oder das Mobiltelefon. Ausreisser auf beiden Seiten des Lohnspektrums wurden ausgeblendet. Um den Arbeitnehmern einen möglichst aussagekräftigen Vergleich zu erlauben, fliessen auch der berufliche Werdegang sowie der Bildungsweg und die Berufserfahrung mit ein. Das Lohnbarometer garantiert vollkommene Anonymität, da keinerlei Angaben, auch nicht die Namen von Arbeitgebern, mit den Lohndaten verknüpft sind.
Die oberen und unteren Enden der Skala nach Branchen
Die oberen und unteren Enden der Skala nach Regionen
Lohngleichheit zwischen Mann und Frau nach Fachbereichen